AD(H)S Spektrum und Diagnostik

Bei einem AD(H)S-Verdacht sollte man sich an einen erfahrenen Arzt, Psychiater, Psychologen oder Neurologen wenden. Eine ausführliche Untersuchung und verschiedene Abklärungen sind wichtig, denn viele Symptome können auch andere Ursachen haben und diese gilt es auszuschliessen. Bevor ein A(D)HS entdeckt wird, hat oft schon eine große Belastung im familiären, beruflichen und privaten Umfeld des Betroffenen stattgefunden. Wird AD(H)S diagnostiziert und auch das Umfeld aufgeklärt, so wird der Leidensdruck oft deutlich entschärft und wenn das Selbstwertgefühl gestärkt wird, dann können die eigenen Ressourcen ausgeschöpft  und Defizite überwunden werden.

Eine detaillierte Diagnostik von AD(H)S ist zeitaufwändig aber sehr wichtig. Es gibt bislang keinen einfachen Labor-Test, der sofort darüber Aufschluss geben kann, ob AD(H)S vorliegt oder nicht. Die Probleme mit der Konzentration und Daueraufmerksamkeit, der Impulskontrolle und der emotionalen Regulation zeigen sich sehr unterschiedlich. Trotzdem ist es heute möglich, gezielt zu testen, um andere Ursachen auszuschliessen. Eine frühzeitige Diagnosestellung eines AD(H)S ist sehr wichtig. Dabei geht es nicht um die Diagnose als Etikette, sondern um die genaue Abklärung der Ursachen der Probleme und die sich daraus ergebenden Therapie-Empfehlungen.  

Zunächst werden die Symptome, welche zum Arztbesuch geführt haben abgefragt. Diese müssen über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten beobachtet worden und schon vor Beginn des 7. Lebensjahres vorhanden gewesen sein. Sie werden oft mit Hilfe von Fragebögen erfasst. Dabei werden Fremd- und Eigenbeurteilungen, Schilderungen der Familiengeschichte und der Entwicklung einbezogen. Zur Differentialdiagnose gehören Fragen nach den Familienverhältnissen, z.B. Konflikte, Erziehungsprobleme, evtl. auch ausgelöst durch vorliegendes AD(H)S der Eltern, Trennung, Misshandlung, schwere Erkrankung der Eltern.

Je nach Praxis des Arztes erfolgen dann einige neuropsychologische Untersuchungen, computergestützte Aufmerksamkeitstests, Intelligenz- und Persönlichkeitstests. Um organische Störungen auszuschließen, werden Blutuntersuchungen, EEG, Computertomographie oder Kernspintomographie des Kopfes durchgeführt. Die Diagnosestellung ist festgelegt durch die internationalen Klassifikationssysteme psychiatrischer Störungen DSM-IV bzw. ICD-10.

Folgender Erkrankungen, die AD(H)S-ähnliche Symptome hervorrufen können, müssen bei der Diagnostik ausgeschlossen werden: Angststörungen, Zwangsstörungen(Zwänge), Depressionen, bipolare Störung, das Tourette-Syndrom(Tics), Autismus, sowie bei älteren Kindern und Erwachsenen Suchtmittelabhängigkeit/Drogenmissbrauch. Ausserdem Schilddrüsenerkrankungen, Lungenerkrankungen, Hirntumore, Hirnhautentzündungen, Kopfverletzungen, Durchblutungsstörungen, MultipleSklerose, Epilepsie. Ebenfalls abgeklärt werden müssen Teilleistungsstörungen wie z.B. die Legasthenie.

Weiterführende Informationen: