AD(H)S Spektrum und Therapiemöglichkeiten

Es gibt nicht „die eine“ Therapie für AD(H)S, weder für Kinder noch für Erwachsene. Deswegen stellen wir hier verschiedene Therapieansätze vor. Grundsätzlich empfehlen Fachleute eine Kombination aus mehreren Therapieangeboten um effektiv helfen zu können. Nicht alle hier vorgestellten therapeutischen Verfahren sind schulmedizinisch anerkannt. Trotzdem kann die eine oder andere Therapieform von Nutzen sein. Viele Therapien werden nicht von den Krankenkassen bezahlt, wenn sie von einem Psychologen durchgeführt werden. Beim niedergelassen Psychiater gehören diese Therapien zur psycho-sozialen Rahmenbetreuung. Erkundigen sie sich bitte beim Anbieter über die Möglichkeiten. Weitere Informationen über Therapieformen erhalten Sie bei Ihrem Arzt oder Psychologen, bei Jugendämtern, beim sozialpädiatrischen Dienst, sowie bei den Selbsthilfegruppen in Ihrer Umgebung.

Folgende Aspekte gehören zu einer erfolgreichen Therapie bei AD(H)S:  

Coaching
Es gibt verschiedene Formen von Coaching. Unter Coaching versteht man erstens das Training von Strukturierungshilfen, die dabei helfen, gewisse Grundordnungen und Strukturen zu schaffen, die der individuellen Situation und Problematik einer Person angepasst werden. Beispiele:

Die zweite Art von Coaching ist die persönliche Reflektionshilfe: Dies geschieht durch Hinterfragen von spezifischen Situationen, Umständen, Gegebenheiten und Verhaltensweisen, wobei hier der individuelle Hintergrund oder auch die Diagnose der betroffenen Person berücksichtigt wird.  Beispiele:

Vor einem Coaching wird ein ausführlicher Lebenslauf benötigt. Danach werden Vorgespräche geführt, um die Grundsituation zu analysieren. Erst dann beginnt das eigentliche Coaching. Nach einem Coaching treten häufig Fragen auf. Der Klient wird nach dem Coaching weiterhin betreut und kann so das neu Erlernte weiter vertiefen.
Ein Coaching setzt sich aus vier Teilen zusammen:

Elterntraining
AD(H)S-Elterntrainings sind für Eltern / Bezugspersonen spezifisch ausgerichtete Kurse, die auf die Problematik bei AD(H)S-Kindern eingehen. Die Kurse finden in Gruppen und Einzelstunden für (Eltern-)Paare statt. Sie beinhalten unterschiedliche Elemente, die auf die jeweiligen Bedürfnisse zugeschnitten sind.

Ergotherapie
Sie begleitet, unterstützt und befähigt Menschen, die in ihren alltäglichen Fähigkeiten eingeschränkt oder von Einschränkung bedroht sind. Diesen soll es ermöglicht werden, für sie bedeutungsvolle Betätigungen in den Bereichen Selbstversorgung, Produktivität und Freizeit in ihrer Umwelt durchführen zu können. Ziel der Ergotherapie ist es, Betätigung zu erreichen. Gleichzeitig wird Betätigung als therapeutisches Medium eingesetzt.

Familientherapie
ist eine direktive Form der Familientherapie, die auf der Vorstellung beruht, wie eine gesunde/normative Familie auszusehen hat. Es erfolgt besondere Beachtung der Grenzen, der Subsysteme und der elterlichen Hierarchie. Begriffe wie Triangulation (starre Koalitionsbildung, in der ein Kind oder ein Therapeut in einem Paarkonflikt eine wichtige Rolle spielt) spielen eine Rolle. Der strukturelle Therapeut versucht, die Struktur in einer Familie zu erfassen, ihre Pathologie zu analysieren und die unangemessenen Grenzen (zu diffus oder zu rigide) zu verändern. Dabei geht er zeitweise Koalitionen mit einzelnen Subsystemen ein, entdeckt und enthüllt verdeckte familiäre Konflikte und verändert Kommunikationsstile.

Heilpädagogik
"Heilpädagogik befasst sich mit Menschen, deren personale und soziale Entwicklung durch Behinderungen unterschiedlichster Art als so stark beeinträchtigt oder bedroht gilt, dass sich in Bezug auf den konventionellen Erziehungs- und Bildungsrahmen einer bestimmten gesellschaftshistorischen Situation spezielle erzieherische Maßnahmen aufdrängen" Emil E. Kobi 1993

Heilpädagogisches Reiten
Durch den Einsatz des Pferdes wird der Mensch im seelischen,körperlichen und sozialen Bereich gleichermaßen angesprochen. Hier durch entstehen Möglichkeiten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

Zielgruppe dieser Therapieart sind Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit:

NLP, Neuro-Linguistischen-Programmieren
Das Neuro-Linguistische Programmieren entstand in den 70er Jahren aus Neugier und Interesse am Erfolg. Richard Bandler (Sprachwissenschaftler) und John Grinder (Mathematiker) waren begeistert von dem überragenden Erfolg verschiedener Therapeuten (Virginia Satir, Fritz Perls, Milton Erickson u.a.). Sie untersuchten sehr genau deren Art der Kommunikation und Intervention in therapeutischen Sitzungen, um hinter das Erfolgsrezept einiger der besten Therapeuten zu kommen.

Hieraus entwickelten Grinder und Bandler die Modelle und Techniken des Neuro-Linguistischen-Programmierens (NLP), denn es war die Art des sprachlichen (linguistischen) Umganges, der bei den Klienten zu neuen inneren Zuständen und Reaktionen führte (neurophysiologische Abspeicherung) und somit neue oder verschüttete Verhaltensprogramme ermöglichen konnte. Ergänzt durch die neuesten Kenntnisse der Hirnforschung entstand eine sehr effektive Kommunikationsmethode, die seit Jahren immer erfolgreicher in den verschiedensten Kontexten eingesetzt wird.

Nicht zuletzt im therapeutischen Bereich hat das NLP durch seine oft überraschend schnellen Veränderungsprozesse einen festen Platz erhalten. Es integriert hierzu unter anderem auch Techniken aus der Familien-, Gestalt- und Hypnosetherapie.

Lerntherapie
Lerntherapie hilft Kindern und Jugendlichen mit Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS), Rechenschwäche (Dyskalkulie) und anderen Lern- und Leistungsstörungen, die häufig in Verbindung mit AD(H)S auftreten. Sie versteht Lernstörungen als Wirkungsgefüge und berücksichtigt pädagogische, psychologische, soziale und medizinische Faktoren. Ziele sind die Schaffung einer positiven Lernstruktur, die Wiederherstellung der Lernfähigkeit und die psychische Stabilisierung des Lernenden.

Logopädie
Unter Logopädie versteht man die Lehre von der Therapie bei Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen. Hierzu gehören auch Wahrnehmungsstörungen wie beispielsweise die Hörverarbeitungsstörung.

Mototherapie/ Psychomotorik
Motopädie begreift sich selbst als Lehre von Bewegung und impliziert somit eine Person, die als Bewegungsfachmann verstanden diese Lehre als pädagogische, rehabilitative oder therapeutische Intervention anwendet (vgl. F. SCHILLING 98 u.a.).

Aus dieser Definition können zwei wesentliche Schwerpunkte zur Arbeit der Motopäden abgeleitet werden, die zugleich als Hauptmerkmale dieses Berufes zu verstehen sind. Einerseits ist sie, als Lehre verstanden, eine pädagogisch ausgerichtete Interventionsform zur Persönlichkeitsbildung über motorische Lernprozesse, also eine Präventivmaßnahme die in Kindertagesstätten, Schulen, Frühförderstellen und anderen Einrichtungen Anwendung findet. Gleichzeitig ist sie eine Therapiemaßnahme auf pädagogischen Gesichtspunkten fußend, die zur Behandlung von Auffälligkeiten, Retardierungen und Störungen im sensor- und psychomotorischen Leistungs- und/oder Verhaltensbereich zu induzieren ist.

Musiktherapie
Musiktherapie ist der gezielte Einsatz von Musik im Rahmen der therapeutischen Beziehung zur Wiederherstellung, Erhaltung und Förderung seelischer, körperlicher und geistiger Gesundheit. Musiktherapie ist eine praxisorientierte Wissenschaftsdisziplin, die in enger Wechselwirkung zu verschiedenen Wissenschaftsbereichen steht, insbesondere der Medizin, den Gesellschaftswissenschaften, der Psychologie, der Musikwissenschaft und der Pädagogik.

Der Begriff "Musiktherapie" ist eine zusammenfassende Bezeichnung für unterschiedliche musiktherapeutische Konzeptionen, die ihrem Wesen nach als psychotherapeutische zu charakterisieren sind, in Abgrenzung zu pharmakologischer und physikalischer Therapie. Musiktherapeutische Methoden folgen gleichberechtigt tiefenpsychologischen, verhaltenstherapeutisch-lerntheoretischen, systemischen, anthroposophischen und ganzheitlich-humanistischen Ansätzen.

Neurofeedback
Die Behandlung der Aufmerksamkeitsstörungen mit Neurofeedback geht auf die Resultate klinischer EEG-Studien zurück, in denen gezeigt werden konnte, dass Patienten mit der Diagnose AD(H)S im Vergleich zu Kontrollpersonen bei der Bearbeitung von Aufgaben und Tests veränderte EEG-Muster aufweisen. Diese äußern sich vor allem in Form von erhöhter Theta-Aktivität und reduzierter Beta-Aktivität in den zentralen und frontalen Bereichen des Kortex. Diese Befunde waren deshalb so überraschend, weil Situationen geistiger Anforderungen normalerweise mit einem EEG-Bild einhergehen, bei dem die langsameren Frequenzen blockiert werden, und das von schnellerer (Beta-) Aktivität gekennzeichnet ist.

Spieltherapie
Bezeichnung für eine Form der Kinderpsychotherapie, die vor allem durch Anna FREUD (1895-1982) und Melanie KLEIN (1882-1960) begründet wurde. Die Kinder bekommen eine Auswahl von Spielsachen oder Spielen vorgelegt und spielen damit in Anwesenheit des beobachtenden Therapeuten. Die Grundannahme, die der S. dabei zugrunde liegt, ist, dass die Kinder im Umgang mit Puppenfamilien, Tierfiguren, Bausteinen usw. ihre familiäre Situation sowie verdrängte Konflikte zum Ausdruck bringen. Das Spiel wird deshalb als Zugang zum Unbewussten des Kindes eingesetzt.

Es wird angenommen, dass durch das Spiel und das damit verbundene Durchleben und Ausdrücken seelischer Konfliktsituationen kindliche Verhaltensstörungen bzw. neurotische Fehlhaltungen erkennbar werden, und dabei gleichzeitig eine konfliktbereinigende Wirkung haben.

Verhaltenstherapie
Die Verhaltenstherapie gilt heute als eines der wichtigsten psychotherapeutischen Verfahren. Es ist besonders für die Behandlung von Phobien, Depressionen und Abhängigkeiten geeignet.

Der Begriff Verhaltenstherapie umfasst alle therapeutischen Verfahren, die auf eine Veränderung des Verhaltens abzielen. Unter Verhalten werden hier auch Gedanken und Körperreaktionen verstanden. Grundannahme der Verhaltenstherapie ist, dass die meisten Verhaltensweisen, auch die problematischen, gelernt worden sind. Der Klient soll lernen, störende und schädliche Verhaltensweisen durch passendere zu ersetzen oder auch neue Bewältigungsstrategien für sein Leben erwerben. Größtenteils konzentriert man sich nur darauf, das beobachtbare störende Verhalten zu beseitigen. Dabei werden die tieferen Ursachen für dieses Verhalten tendenziell außer Acht gelassen.

Die Verhaltenstherapie wird bei einer Vielzahl psychischer und psychosomatischer Störungen angewendet, vor allem bei Phobien, Depressionen und Abhängigkeiten. Am Anfang der Therapie erkundet der Therapeut die Lebensgeschichte und die aktuelle Situation des Klienten. Er versucht herauszufinden, wodurch die Problematik verursacht und aufrechterhalten wird und wurde. Dann definieren Therapeut und Klient gemeinsam die Ziele der Behandlung.

Weiterführende Informationen: