AD(H)S Spektrum Einleitung

AD(H)S ist die Abkürzung für Aufmerksamkeits-Defizit-(Hyperaktivitäts)-Störung oder –Syndrom. AD(H)S macht sich durch erhebliche Störungen von Konzentration und Daueraufmerksamkeit, durch erhebliche Störungen der Impulskontrolle und der emotionalen Regulation, sowie bei Hyperaktivität, durch auffällige motorische Unruhe bemerkbar. Die Symptome bestehen seit der Kindheit. Um von ADHS sprechen zu können, müssen die Symptome über einen Zeitraum von mindestens 6 Monaten bemerkbar und ausgeprägter vorhanden sein, als durch Alter, Entwicklungsstand oder Lebenssituation des Betroffenen zu erwarten wäre. Viele Symptome, die bei AD(H)S typischerweise vorkommen, können auch andere Ursachen haben, deshalb ist die Differentialdiagnostik so wichtig.

Es existieren verschiedene alternative Bezeichnungen und Abkürzungen welche häufig als Synonym für AD(H)S benutzt werden:

Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS), Hyperkinetische Störung (HKS), Minimale Cerebrale Dysfunktion (MCD), in der Schweiz: Psychoorganisches Syndrom (POS). Statt des Begriffes "Störung" wird von einigen Autoren auch "Syndrom" verwendet. International sind die Bezeichnungen Attention Deficit Disorder (ADD) bzw. Attention Deficit/Hyperactivity Disorder (ADHD) üblich.

AD(H)S kann in verschiedenen Erscheinungsformen unterschiedlicher Ausprägung auftreten, deshalb spricht man auch von AD(H)S-Spektrum. Es müssen auch nicht immer alle Symptome deutlich ausgeprägt vorhanden sein. Die Behandlungsbedürftigkeit richtet sich nach dem Leidensdruck und dem individuellen Grad der Beeinträchtigung. Die Veranlagung für AD(H)S ist erblich. Neben genetischen Faktoren bestimmen Umwelteinflüsse Form und Ausprägung.

Etwa 5-10% aller Kinder zeigen Symptome, die dem AD(H)S-Spektrum zugeordnet werden. Bei bis zu 70% der betroffenen Kinder bestehen die Symptome im Erwachsenenalter fort, wobei AD(H)S bei Erwachsenen noch immer selten diagnostiziert wird. Obwohl AD(H)S eine Tatsache ist, die viele Menschen betrifft, mangelt es vielerorts an Unterstützung für Betroffene und Angehörige. Wo Vorurteile über AD(H)S verbreitet sind, da fehlen geeignete Hilfsangebote. Manchmal kommen Betroffene erst nach vielen Umwegen zur richtigen Diagnose oder sie müssen regelrecht um Unterstützung kämpfen.

Nach einem langen Leidensweg sind dann häufig bereits weitere Probleme entstanden, welche durch rechtzeitiges Handeln hätten verhindert werden können. Dabei muss betont werden, dass gerade intelligente Betroffene, in einem stark strukturierten Umfeld, lange Zeit unauffällig bleiben können. Mit zunehmenden Anforderungen an die Selbstorganisation - etwa nach dem Auszug aus dem Elternhaus -  tauchen erst im Beruf oder im Studium ernsthafte Schwierigkeiten auf. Als Ursache werden dann aber meist fehlender Ehrgeiz oder mangelnde Begabung in Betracht gezogen.

Die Behandlung von AD(H)S richtet sich nach dem Schweregrad, den jeweiligen Symptome, sowie dem Alter des Betroffenen. Ziel der Behandlung ist es, geeignete Strategien zu erlernen, um individuelle Defizite zu überwinden, vorhandene Ressourcen zu aktivieren und das Selbstwertgefühl zu stärken. Wegen der Komplexität der Veranlagung für AD(H)S werden im Idealfall verschiedene Therapieformen individuell angepasst und kombiniert. Eine multimodale Therapie beinhaltet: Aufklärung und Information der Betroffenen, der Bezugspersonen und ggf. des Umfelds, Verhaltenstherapie oder auf AD(H)S zugeschnittene Psychotherapie und ggfs. medikamentöse Therapie.

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