ADHS und Stresssituationen

In Stresssituationen bleiben viele ADHS’ler ruhig, sie bleiben ruhig, wo andere in Panik geraten und sind so in der Lage, den Überblick zu behalten. Viele ADHS-Menschen kennen dieses Gefühl, so dass vermutlich davon ausgegangen werden kann, dass es sich um eine ADHS spezifische Eigenart handelt. Unter Piloten sind viele ADS-Menschen zu finden, sie sind gesellschaftlich sehr anerkannt; und wenn die "Normalen" in eine so extreme Stresssituation kämen, wie sie beim Fliegen entstehen kann, würden sie durchdrehen und mit Sicherheit nicht mehr in der Lage sein, das Flugzeug zu stabilisieren und die Notlandung erfolgreich zu absolvieren. Ein ADS-Pilot wird ruhig und macht inmitten von Piepen und schrillen Alarmtönen alles Nötige. Hier ist ADS ein Segen für uns alle.

Beitrag von: MiNa

Im Alter von 2 Jahren hat sich meine Tochter beim ewigen Pirouetten-Drehen den Kopf an der Kante der Balkontüre aufgeschlagen, eine riesige Wunde klaffte an der Stirn, es rann nur so das Blut herunter... im ersten Moment dachte ich "Oh Gott", dann aber war ich total ruhig und handelte schnell: Blut weg wischen, Ausmaß der Wunde feststellen, vorerst verarzten, zum Doc und dort fachgerecht behandeln lassen.

Es roch komisch in der Wohnung.... ich fragte meinen Mann, ob er es auch was riechen würde, so nach verbranntem Stoff, Plastik...? er: nein, er könne nichts riechen. Ich ging dem Geruch nach, habe erst ins Treppenhaus geschnüffelt - nö, da brannte demnach nix... ich lief wieder zurück ins Wohnzimmer... da bemerke ich den Geruch wieder stärker... ich mache die Tür zum Badezimmer auf, wo mir dicker weißer Qualm entgegen schlug, oh weh! Mein Trockner – samt Inhalt - brannte! Ich machte schnell die Tür wieder zu... schnappte mir das Telefon und rief die  Feuerwehr an - total ruhig,  gab ich die notwendigen Daten an die Leitstelle durch. Holte die Kids wieder aus dem Bett, zog sie an und wir gingen ins Feie an die frische Luft bis die  Feuerwehr kam und alles wieder soweit ok war.

Ich war grad auf dem Sprung zur Arbeit, der Babysitter war schon da. Meine Tochter wollte vom Stuhl springen und mir noch tschüss sagen, als sie mit  dem Fuß in der Lehne hängenblieb und mit dem Kinn vornüber auf dem Boden aufschlug - sie jammerte sofort heftig los und ihr floss das Blut nur so aus dem Mund... die Babysitterin war total fertig, wusste nicht was sie tun sollte, wie gelähmt stand sie da und schaute zu. Ich war ganz cool: "Nadine komm mit ins Bad", dort hab ich erstmal versucht, die Wunde zu lokalisieren, Blut abgewischt usw - sie hatte sich mit den Schneidezähnen in die Zunge gebissen, es klaffte eine große Wunde in der Zungenspitze, aus der es heftig blutete. Ich gab Nadine erstmal einen mit Eiswürfeln gefüllten Waschlappen, den sie sich auf die Zunge drücken sollte, einmal um den Schmerz etwas zu stillen, und um die Blutung zum Stillstand zu bekommen.

Währenddessen klärte ich mit dem Geschäft, dass ich nicht kommen könnte, weil... und bat den Babysitter bei Michelle zubleiben, bis ich vom Kinderarzt wieder zurück sei.... Die Babysitterin war froh, dass ich noch da gewesen bin, sie wäre sonst wohl durchgedreht, weil sie nicht wusste, was sie hätte tun sollen/können... sie sagte mir, dass ich total cool reagiert hätte.... ich empfand das gar nicht so, ich war innerlich auch aufgeregt, aber irgendwie hab ich automatisch richtig gehandelt...

Unfall: ein Radfahrer stürzte heftig, als er mit dem Vorderrad in die Schienen der Straßenbahn geriet, ich eilte zu ihm, frage nach dem Befinden und half die Strecke wieder freizumachen, damit die nahende Straßenbahn, den armen Mann nicht überfuhr... ich war zu meinem Erstaunen wirklich die Einzige, die aktiv zur Hilfe kam... irgendwer hat wohl per Telefon/Handy den Krankenwagen geholt. Glücklicherweise war der Radfahrer nicht schwer verletzt.

Nach einer Erzählung von meinem Mann (auch evtl. ADS-Betroffener): eine Situation auf der Schnellstraße: Mein Mann fährt im 7,5 Tonner auf der rechten Spur, als die Fahrerin vor ihm plötzlich in unkontrollierten Schlangenlinien fährt und droht unachtsam in die linke Spur zu wechseln, er handelt schnell und instinktiv: fährt links raus, überholt soweit, dass er den Wagen der Frau "abfangen" und so einen schwereren Unfall  vermeiden konnte. Er rief dann sogleich  per Handy den Notruf und die Polizei an. Leider stellte sich heraus, dass er der Frau nicht mehr helfen konnte. Sie starb, weil sie einen Zuckerschock bekommen hatte und sich das  notwendige Insulin nicht mehr rechtzeitig spritzen konnte...  
Er hat aber durch diese (zugegebenermaßen etwas waghalsige) Aktion andere Mensch vor Schaden bewahrt.

Beitrag von: annimotte

Das schönste Kompliment, was ich je von einem Kollegen bekommen habe, war eine Äußerung, über meine enorme Ruhe bei einer Projektwoche, die ich organisieren musste, , da die anderen Organisatoren alle so gut wie ausgefallen waren. Ich hatte selber große Angst,  auch nur irgend etwas falsch zu machen, auch weil "man" förmlich darauf gewartet hat, dass ich nur Chaos produziere.......und nix passierte, sogar als es anfing zu regnen und ich schnell umdisponieren musste, ging alles gut. Es hat aber auch echt viel Spaß gemacht. Und das Schönste an der ganzen Angelegenheit war dazu noch, dass etliche Kids einfach Aufgaben mit übernommen haben, sich in das Management eingeschaltet haben, mir geholfen haben, ohne spezielle Aufforderung, sodass ich das Ganze sogar wirklich genießen konnte.

Beitrag von: ilo

Ich bin oft diejenige, die in Stresssituationen, die notwendige Ruhe bewahren kann, die in der Lage ist, das Nötige zu deligieren und zu organisieren, um so die Situation zu entschärfen. Mein deutlichstes  Beispiel, ist  gleichzeitig auch mein traurigstes:

Mein Schwiegervater verstarb am Silvesterabend 1999.  Er fiel, Erzählungen nach um,  wie vom Blitz getroffen und zwar unten im Keller, welcher komplett mit Granitboden ausgelegt ist. Er zog sich einen Schädelbasisbruch zu und blieb mit dem Gesicht nach unten dort liegen, bis ich ihn zufällig dort fand, auf dem Weg zur Garage, von wo aus wir zur Silvesterparty wollten.

Statt in Panik zu geraten und unter Schock zu stehen, bewahrte ich die Ruhe. Die notwendigen Gedanken, auf die mein sofortiges Handeln folgten,  liefen in meinem Kopf  wie in einem Film ab. Dies ist mir auch heute noch sehr bewusst.  Ich ging zu ihm hin, fühlte seinen Puls, den ich nicht ertasten konnte und drehte ihn in die stabile Seitenlage.
Anschließend lief ich nach oben, an meinem Mann vorbei, dem ich mit ruhiger Stimme sagte, sein Vater sei im Keller umgefallen und würde sich nicht mehr rühren, er solle zu seiner Mutter gehen und dafür sorgen, dass sie nicht hinunter gehe. Weiter zum Telefon, 112 angerufen, Situation geschildert und Anschrift durchgegeben. Anschließend ging ich zu meiner Schwiegermutter und meinem Mann, der ihr bisher gar nichts gesagt hatte, nichts sagen konnte. Ich nahm sie in den Arm und brachte ihr mit vorsichtigen Worten bei, was passiert war. Ich versuchte sie zu trösten, hielt sie liebevoll davon ab, hinunter zu gehen. Während mein Mann bei meiner Schwiegermutter blieb, um sie zu beruhigen, ging ich zur Eingangstür und wartete auf den Rettungsdienst, der Minuten später kam. Ich geleitete die Herren in den Keller. Auch bei den darauffolgenden wiederbelebungsmaßnahmen blieb ich dabei, äußerlich die Ruhe selbst, habe nur innerlich gefleht, dass sie ihn wieder zurückholen können. Das war leider nicht der Fall.
Ein Gespräch mit dem Notarzt folgte, Diagnose: Schädelbasisbruch, die wahrscheinliche Todesursache. Wir gingen gemeinsam zu meiner Schwiegermutter und meinem Mann nach oben.

Während dieses Gesprächs rief ich den Bestattungsunternehmer an, den mein Schwiegervater sich bereits vor längerem ausgesucht hatte und vereinbarte mit ihm sein sofortiges Kommen. Kurz darauf klingelte es,  die Kripo kam noch ins Haus, was bei plötzlichen Todesfällen durch Unfälle routinemäßig so geschieht.  Ein Kripobeamter meinte kurz darauf, ob ich mit ihnen sprechen könne, ich würde den ruhigsten Eindruck machen. Ich bejahte, führte sie in den Keller, wo alles im Beisein des Notarztes untersucht wurde.

Die nötigen Gespräche führte ich in aller Ruhe, irgendwie vollkommen unbeteiligt, als wenn ich aus mir herausgetreten und nur meine Hülle anwesend wäre. Die Kripo und der Notdienst wurden vom Bestattungsunternehmer abgelöst, den ich mit nach oben nahm, während seine Helfer meinen geliebten Schwiegervater einsargten und zum Fahrzeug brachten.

Oben angekommen, wo meine Schwiegermutter sich wieder einigermaßen von Ihrem Schock erholt hatte, wurde alles nötige für die Bestattung besprochen.

Als wir sehr viele Stunden später zu Bett gingen, erst da fing ich plötzlich an, wie Espenlaub zu zittern, und ich brach weinend zusammen. Ich habe die ganze Nacht nicht aufhören können,  erst am nächsten Morgen, als es  nötig wurde, unsere Kinder über diesen traurigen Vorfall zu informieren.

Beitrag von: xxx

Besonders auffällig ist es in der Arbeit. Früher hatte ich einen Job als stellvertretender  Chef einer Internet Hotline eines jungen Unternehmens, wir hatten 7x24 Betrieb und oft war die absolute Hölle los, die meisten Leute waren angelernte Studenten, einmal sind alle 76 Standleitungen eines Kunden(!) gleichzeitig ausgefallen. Aufruhr, Panik, Krise, Mordio. Ich war der Stein. Mr. Cool. Habe seelenruhig die Leute dirigiert, den Vorstand beruhigt, mit dem Kunden telefoniert, Carrier angerufen, nebenbei das Fax repariert (hat ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt geklemmt), Techniker koordiniert und Tickets bearbeitet...

Beitrag von: Kati

Vielleicht erinnert Ihr Euch an das Sommerunwetter im Raum Berlin im Jahr 2002. Tornadoähnliche Windhosen zogen in Brandenburg Schneisen der Verwüstung. Es gab mehrere Tote und Verletzte.

Unsere Familie war zu diesem Zeitpunkt im Urlaub auf einem Reiterhof in Ruhlsdorf. Es war Abendbrotzeit. Die Kinder waren noch über das riesige Gelände verteilt und spielten.

Innerhalb weniger Minuten braute sich eine unheimliche Wettersituation zusammen. Am Horizont dunkelgraue Wolken und 4 senkrechte Streifen. (Wie sich später herausstellte waren das die Windhosen.) Mir schwante nichts Gutes. Als wir noch einen Warnanruf aus einem ca. 30 km entfernten Ort erhielten, war ich aufs höchste alarmiert. Türen, Fenster schließen. Wer fehlt? Einige Kinder waren schon im schützenden Haus, aber eben nicht alle. Es fehlten mehrere. Sie waren in die Wohnwagen auf dem Gelände geflüchtet. Unser Großer (damals 14) war auch noch dort draußen.

Es wurde plötzlich kurz windstill. Dann fegte eine der 4 Windhosen diagonal über den Hof, deckte Außenboxen der Pferde ab. Gegenstände flogen durch die Luft.  Es war stockdunkel, der Strom fiel aus, da umstürzende Bäume die Überlandleitungen getroffen hatten. Wenige Minuten später fing es an wie aus Kannen zu regnen. Der Wind war immer noch stark.

Unsere einzige Sorge: Was ist mit den Kindern? Einige Männer stürzten los um sie zu holen. Aber da kamen sie schon, wohlbehalten. Unser Großer (ADHS‘ler)  hatte die vor Angst schlotternden Kleineren aus den schaukelnden Wohnwagen zusammengesammelt und nachdem der größte Sturm vorbei war, zum Haupthaus "gejagt".

Zwischenzeitlich fand meine Freundin hinter den Ställen eine schwer verletzte Mitarbeiterin des Reiterhofes. Sie war von den umherfliegenden Abdeckungen einer Außenbox getroffen worden, als sie mitten im Sturm! nach ihren Kaninchen sehen wollte.  

Notruf über Handy. Erste Hilfe leisten. Warten auf den Krankenwagen.

Die Nachricht über den Unfall löste bei den Kindern Panik aus. Im Essensraum drängten sich 30 bis 40 Leute. Kinder schrien vor Angst. Es war dunkel. Ein Mädchen hyperventilierte und kippte um. Wieder war es unser Großer der ruhig blieb und die Kleinen "sortierte". "Du fasst mit an!  Los Du da, heb die Beine an,  hochlegen! Festhalten! Streicheln, ansprechen, reden, beruhigen".  (Ich war positiv überrascht, wie er die Situation beherrschte.)

Ich stellte fest,  dass sich unsere Gemeinschaft in zwei Lager geteilt hatte.  Eine große Gruppe: panisch, geschockt, unfähig etwas Vernünftiges zu tun, apathisch oder zappelig wirkte, oder diskutierend,  ohne zu helfen. Die kleinere Gruppe: hellwach, ruhig, zupackend, hilfsbereit, praktisch und ohne viel Worte vernünftig handelnd.

Die Männer versuchten die Hofzufahrt für den Krankenwagen frei zu bekommen. Mehrere Bäume lagen quer. Eine ganze Pappelreihe hatte es umgelegt. Ohne Technik, hatten sie  keine Chance die Bäume zu bewegen. Der Traktor sprang nicht an. Batterie leer. Mein Mann holte unseren Opel und zog mit dem PKW den Traktor an, bis dieser ansprang. So schafften sie  es tatsächlich die  Zufahrt  frei zu räumen. Es war gefährlich, da die abge-rissenen Stromleitungen überall im Weg herumlagen.

Um es abzukürzen, die Sache ging glimpflich aus.  

Die verletzte Mitarbeiterin kam ins Krankenhaus und hatte "nur" Rippenbrüche und eine Fleischwunde. Weitere Verletzte gab es zum Glück nicht.  Die Pferde und die anderen Tiere hatten das Unwetter ebenfalls  wohlbehalten überstanden. Unser Zelt stand auch noch, obwohl 20 m daneben die Windhose vorbeigefegt war.

Unser Großer war der Held und hatte plötzlich einen ganz anderen Stand bei den Kindern, und auch bei den Erwachsenen.

Mir wurde klar, dass er sich in dieser extremen Situation auf das Wesentliche konzentrieren, blitz schnell entscheiden und das Richtige tun konnte. Dass er nicht nur für sich, sondern auch für andere sehr hilfreich war.

Beitrag von: xyz


Bei mir gibt es zwei völlig verschiedene Reaktionen auf Stress: Einmal den "normalen" stress,  zum Beispiel im Job, ruft diese Reaktion der völligen Ruhe nicht hervor. Da neige ich auch eher zu dem typischen "hühnerverhalten" , muss mich zwingen, ruhig zu bleiben, muss mir bewusst machen, welche Schritte zu tun sind, muss mich an tiefes durchatmen erinnern, ich bin dann hektisch, wuselig und überdreht.

Mein Zustand in Stresssituationen ist völlig anders, ich muss mich nicht dazu zwingen, ruhig zu bleiben, die "Ruhe" ist da, irgendwie ganz automatisch.
Dieser Zustand ist auch für andere spürbar. Menschen, die mich kennen, haben mir nach solchen Situationen oft gesagt, dass ich völlig "anders" gewesen wäre, kein bisschen hektisch. ich habe klare Anweisungen geben können, die auch ohne Widerspruch befolgt wurden, da war eine  autoritäre Ausstrahlung, die auch andere bemerkt haben.

Ich wurde oft auch hinterher gefragt, wie ich das gemacht habe, so ruhig zu bleiben, ich konnte es nie erklären.
Alle Situationen hatten gemeinsam,  dass entweder Menschen oder Tiere schwer verletzt waren oder dass es eine Gefährdung anderer gab, zum Beispiel,  ausgebrochene Pferde, die in Richtung Autobahn unterwegs  waren.

vom Gefühl her ist es wie ein Schalter, der angeknipst wird. klick - und die Ruhe war da, mir war völlig klar, was getan werden musste, in welcher Reihenfolge  und wer was tun musste. es gab keine Zweifel, kein Überlegen, kein Nachdenken  über die Reihenfolge der notwendigen Handlungen.

Beitrag von: leo

also stress...
früher ...umso mehr desto besser habe ich gearbeitet....
desto konzentrierter wurde ich....
organisieren fluppte mir nur so von der Hand....
ich habe im Prinzip alles rausgerissen was nicht niet und nagelfest war....
Bei der Arbeit wurde ich dann besonders gerne für solche stressigen Zeiten eingesetzt.
In der Uni liefen teilweise 4 Versuche gleichzeitig. Während andere alles durcheinander brachten, brachte ich es denn wieder in die richtigen  Bahnen....und es unterliefen mir keine Fehler....

Aber wehe es kam die Langweile auf, ohne Stress, umso mehr Fehler unterliefen mir....

Beitrag von: C.C.

Also ich erinnere mich z.B. daran, während meiner Ausbildung damals..., daß es oftmals hieß "...am Abend werden Faule fleißig..." Bezogen darauf, das ich wohl den ganzen Tag viel angefangen, aber nicht wirklich viel zu Ende gebracht habe... Aber wehe es ging Richtung Feierabend... je größer der Zeitdruck, desto besser wurde ich! (allerdings fühlte ich mich danach total erledigt!)

Auch heute noch..., ständig will ich die Wohnung aufräumen, oder in den Keller gehen zum Wäsche waschen, oder oder... aber irgendwie wird nicht richtig was draus, weil ich mich von anderen Dingen ablenken lasse... oder einfach keine Lust hab' und den Hintern nicht hochkriege... Aber wehe es meldet sich Besuch an... innerhalb kürzester Zeit ist alles wie in Trance erledigt und ich denk anschließend "tze... warum nicht gleich so?!"  ;)

Beitrag von: Jochen Bantz

Ich habe in meinem Leben, so glaube ich,  schon einige Stresssituationen erlebt, wenn ich allein an meine Events denke, je größer sie waren, desto besser war ich, ich hatte jeden Schritt vom Aufbau bis zum Abbau alles komplett unter Kontrolle, ich erinnere mich auch an Unfälle oder Situationen, in denen andere in Stress geraten, Unfälle, Stürze u.a. innerhalb derer ich die Ruhe bewahren und kontrolliertes Handeln zeigen konnte.

Beitrag von: sabru

Beispiel 1:  Stress mit anschließender Leere
Es gab eine Zeit, da haben wir ein Bauernhaus (Fachwerk) umgebaut. Finanzierung, Eigenleistung, Materialbeschaffung, eben alles, was dazu gehört, mussten wir organisieren. Es gab einen Baustopp, Probleme mit der Finanzierung, der Landwirtschaftskammer und vieles mehr. Gleichzeitig musste ich Überstunden leisten und auch samstags arbeiten.
Nach der Arbeit war dann wieder der Umbau dran,  und trotzdem habe ich noch Zeit gefunden, die Ställe auszumisten und mich um bis zu 4 eigene Pferde und 6 fremde Pferde zu kümmern. 3 Monate haben wir alleine ausgeschachtet und neue Fundamente gegossen. Wir haben über 3 Jahre auf einer Baustelle gelebt und mussten 1000 Probleme lösen und 2000 Hindernisse beseitigen. Heute weiß ich nicht mehr, wie ich das geschafft habe.

Damals haben uns alle für verrückt erklärt, aber wir haben es durchgezogen. Es war Stress ohne Ende, aber wir hatten auch viel Spaß dabei. Es kamen sogar tatsächlich Leute auf ihrem Spaziergang vorbei, die erst schauten und am nächsten Wochenende wiederkamen, um zu helfen!  So etwas habe ich nie wieder erlebt.

Es war eine der besten Zeiten in meinem Leben. Ich wusste nichts von ADS, aber ich wusste, es gibt nicht viele, die den Mut besitzen, Ihre Träume zu verwirklichen.

Als die stressige Zeit vorbei war, fiel die Gemeinschaft auseinander. 2 Ehen wurden geschieden und das Haus verkauft. Da war das Loch. Ich denke aber, dass ist immer so, wenn man sich total für ein Projekt einsetzt, dann entsteht erst einmal eine Leere, die mit anderen Dingen gefüllt werden muss.

Beispiel 2: Gefahr
In Gefahrensituationen (Unfall) behalte ich einen klaren Kopf. Wenn ich allerdings jemanden in Gefahr sehe (Jugendliche verprügeln ein Kind), setzt mein Verstand aus und ich greife ein und gerate dadurch selber in gefährliche Situationen. Dies geschieht auch auf Versammlungen/Besprechungen, natürlich ohne Gefahr für Leib und Seele :)  Wenn z.B. jemand (meist ein Schüchterner) vorsichtig einen berechtigten Einwand vorbrachte und dafür "zusammengefaltet" wurde, konnte es passieren, dass ich von meinem Stuhl aufgesprungen bin und einen Vortrag gehalten habe,  der sich gewaschen hatte. Wenn ich dann so richtig in Fahrt war, war ich erst mal nicht zu stoppen. Einmal versuchte mein Mann mich wieder auf den Stuhl zu ziehen, aber dies ist ihm nicht gelungen.  Seit ich mir dessen bewusst bin, versuche ich, erst etwas nachzudenken.

Allerdings war es immer berechtigt, und, obwohl ich es nicht absichtlich, sondern automatisch/spontan getan habe, hat es mir doch den Respekt von vielen Menschen eingebracht, die es nie gewagt hätten, sich in dieser deutlichen Form zu äußern. Sehr oft hat gerade dieses Verhalten dazu geführt, dass über das Vorhaben noch einmal nachgedacht und Pläne verändert wurden.

Beitrag von: Boomschakala

Ausbildung: (Einzelhandel)
Ich fand meinen Job total öde und war oft ziemlich unkonzentriert. Ganz selten gab es Situationen, in den ich meinen Job echt geliebt habe, dies war so in Zeiten, in denen Stress  angesagt war.
Das war z.B. während dem Weihnachtsgeschäft so (ich war ausschließlich in der Spielwaren Abt. die ganze Ausbildung lang, da steppte dann natürlich der Bär), das fand ich dann besonders cool, was da nötig war:

- ganz viel Beratung
- viel verkauft
- einen Kunden beraten, drei anderen signalisiert, dass ich mit eingehaltener Reihenfolge alle nacheinander berate, was ich dann natürlich auch tat.
- ich bekam im Gegensatz zu sonst bei solchen Situationen, sogar Anerkennung von meinem Chef, dass ich gut arbeiten würde, was sonst nie der Fall war
- ich war cool / gelassen / freundlich etc.

Oder was auch einmal während der Ausbildung passiert ist:
Ich weiß noch, als plötzlich der Strom im Haus ausgefallen war, ich hatte zum Glück gerade einen lockeren Kunden, den ich einfach normal und ruhig weiterberaten habe, gleichzeitig habe ich die Reaktionen der einzelnen Mitarbeiter mitbekommen und gewertet, so dass ich einschätzen konnte , ob etwas Ernstes passiert sei.
Kurz: Ich war die Ruhe selbst, wo andere in Panik geraten sind

Beitrag von: chris

Ausbildung zu Verkehrskadetten
Ich gehörte in den 80ern zu den ersten Verkehrskadetten, die in Deutschaland ausgebildet wurden. Das ist ein Zwischending zwischen Verkehrspolizist und Schülerlotse. Wir hatten Unterricht, und irgendwann eine Praxisprüfung. Die Theorie lag mir nicht so gut, aber in der Praxis habe ich angeblich alle beeindruckt. Zur Prüfung wurde ich auf einer sehr belebten Kreuzung eingesetzt, ein LKW-Fahrer meinte mich ignorieren zu können und ich habe ihm  unmissverständlich klar gemacht, wie er zu fahren hat. Die Prüfer meinten, damit hätte ich im Polizeidienst ohne Probleme den Teil der Wachtmeisterprüfung bestanden. Allerdings wusste ich persönlich gar nicht, was genau jetzt so beeindruckend gewesen ist.

Prüfungsstress Projektarbeiten, Diplomarbeit.
Also, ich habe den Eindruck, daß ich mit langen Zeitabständen ein Problem habe. Konkret meine ich:  Wenn ich mehrere Monate Zeit habe, oder auch nur sechs Wochen, dann nutze ich diese Zeit nicht, obwohl dies objektiv sinnvoll wäre. Ich quäle ich knapp um den Abgabe Termin herum und schaffe es dann meist  mit Fristverlängerung. Das Ergebnis ist dann in der Regel "gut". Aber das geht irgendwie nur mit Zeitdruck...

Stress im Job
In brenzligen Situationen im Job, in dem ich eine verantwortungsvolle Aufgabe habe, entscheide ich souverän, was wie zu machen ist. Wenn andere hektisch werden, werde ich erst richtig ruhig. Ist der Job unspektakulär, muss ich sehr aufpassen, dass ich nichts vergesse. Als wenn mich die drohende Gefährdung erst auf ein Energieniveau hebt, in dem ich ruhig arbeiten kann...

Zeit
Mir wird im Privatleben vorgeworfen, ich würde Menschen mit zweierlei Maß messen: Zu Terminen im Job bin ich zu 99,9% überpünktlich. Ist der Termin privat, komme ich leider häufig zu spät. Im Umkehrschluss wird mir dann vorgeworfen dieser Termin - oder Mensch - wäre mir nicht wichtig genug. Eine Selbstreflexion zu dieser Situation ergibt jedoch, dass dies unzutreffend ist. Der Mensch, mit dem ich diese private Verabredung habe, ist mir genauso wichtig. Ich bin leider ein Zeitmessie - und das tut mir selbst sehr leid, denn ich mag ja auch nicht gern auf andere warten. Im Hinblick auf das Aufräumen, geht es mir genauso, im Job bin ich diesbezüglich sehr pingelig und übergenau, im privaten Rahmen, stellt es ein großes Problem dar, weil ich den erforderlichen Antrieb von mir aus nicht herstellen kann.

Beitrag von: Sethasar

Es war in meiner frühen Jugend. Ich habe zuvor nie wirklich Stresssituationen erlebt, und ich galt als sehr verträumt und "abwesend". Damit nahmen auch alle an, dass ich in Stresssituationen nichts hinkriegen würde. Das "erste Mal" war aus meiner Sicht recht harmlos. Mit der Familie im Freibad, gerade in der Sonne liegend, plötzlich fängt es an zu hageln, aber heftig.

Alle rennen panisch unter Bäume und Dächer, ohne richtig nach zu denken. Ich sollte das auch tun, wollte aber nicht. Wie programmiert, stand ich ohne Eile auf, packte einige Sachen, die gefährdet waren und lief unbeeindruckt unter den nächsten Baum. Danach lief ich wieder los und holte den Rest, während der Rest zuschaute, wie Handys und andere Geräte, Essen, Kleidung und andere Dinge dem Unwetter ausgesetzt waren. Wie gesagt, eigentlich recht harmlos. Aber alle waren verwundert, dass gerade ich mich darum kümmerte.

Springen wir in die nahe Vergangenheit. Rom. Die Straßen scheinen nur eine Regel zu haben: Chaos. Jeder fährt und läuft, wie er will. Wir aus Deutschland waren da recht überfordert. Viele kamen gar nicht über die Straße, denn auch bei grün fuhren die Autos, wie sie wollten. Nach einigen Tagen waren die Regeln klar. Einfach loslaufen, wenn es einem passt, und auf die Umwelt achten.

Es war eine drei spurige Straße, glaub ich, und ich lief los. Die Autos bremsten und wichen aus. Auch ich versuchte mich anzupassen. Mitten auf der Straße, als ich nach vorne laufe, kommen von beiden Seiten zwei Autos, ungebremst. Ich blieb in den ca. 30cm zwischen den zwei Autos stehen und die fuhren an mir ungebremst vorbei. Dieses Ereignis, das nur ein paar Sekunden dauerte (von sehen, stehen bleiben, weiterlaufen), wurde mir erst hinterher bewusst, und mein Puls stieg entsprechend. Ein Schritt, eine halbe Sekunde mehr oder weniger, und einer hätte mich mitgenommen. Und ich blieb cool, als wäre ich ne Maschine.

Beitrag von: pappnase

Ich wurde mal unsanft von der Autobahn befördert,  das heißt,  ich wurde ab gedrängelt und habe mir mal mit 140km/h die linke Leitplanke aus der Nähe angeschaut, und weil es dann noch nicht genug war, bin ich wieder zurück auf den Standstreifen geflogen. Während des Vorfalls, habe ich mir sogar das Kennzeichen des Verursachers merken können, bin ausgestiegen und habe die Polizei angerufen, habe ein Warndreieck aufgestellt und auf das Eintreffen der Polizei gewartet. 

Beitrag von: Grübelmonster

Ich habe gesehen, wie ein Kleinwagen mit ziemlicher Geschwindigkeit in einen stehenden Bus reingefahren ist, worauf der Wagen anfing, stark zu qualmen. In dem Fahrzeug saßen zwei Personen, die im Gesicht stark bluteten.

Ich rannte zu dem Wagen rüber und versuchte die Türen zu öffnen,  sie waren jedoch sehr  verzogen. Keiner der Leute, aus der Menge, die sich inzwischen angesammelt hatte, half mir dabei, sie standen handlungsunfähig da und schauten zu, wie ich mich abmühte, die Fahrzeugtür öffnen zu können, dies ist mir dann auch irgendwie gelungen, so dass ich die Menschen aus dem Fahrzeug ziehen konnte. Aufgefallen ist mir, dass ich innerhalb der Handlung wie im Trance war, erst anschließend wurde ich hektisch und sehr aufgeregt.

Beitrag von: Pedy

Lampenfieber wäre doch auch eine Stress-Situation ...

Letztes Jahr durfte die ganze Grundschule im Zirkus ihren eigenen Auftritt üben. Mein Sohn war da 7 Jahre alt und sollte als Zauberer auftreten. Am Tag des großen Auftritts berichteten mir die anderen Mütter, dass ihre Kinder so aufgeregt wären, die letzte Nacht kaum schlafen konnten ...

Das Lampenfieber sah man den Kindern auch bei ihren Auftritt an, so manch einer bekam auch kein Wort heraus.

Mein Sohn hatte die Nacht davor sehr gut geschlafen, war überhaupt nicht aufgeregt und hat seine Nummer, die er noch mit anderen Jungs zusammen machen sollte, eigentlich alleine gut hinbekommen.

Er hat seinen Auftritt durchgezogen, als wenn er das schon immer gemacht hätte und war kein bisschen aufgeregt.

Als ich nachfragte, ob er nicht aufgeregt wäre, kam nur Unverständnis ... "Warum sollte ich aufgeregt sein?"

Ich war mächtig stolz auf ihn!

Beitrag von: SiCwan

Ich hatte schon zwei Mal einen Autounfall, nicht selbstverschuldet. Während ich das Auto wieder unter Kontrolle bringen musste, blieb ich ruhig und handelte schnell, reflexartig und machte das Richtige, erst hinterher, als die Lage wieder stabil war, bekam ich beim ersten Unfall das Zittern vor Schock und Kreislaufprobleme. Beim zweiten Unfall, es war ein Reifenplatzer bei einem 4t Transporter, blieb ich ruhig als ich Qualm sah und die Lichthupe des LKWs hinter mir. Ich kuppelte aus und ließ den Transporter auf dem Standstreifen ganz langsam ausrollen, schaltete Warnlichter ein und stieg aus. Meine Mitfahrer waren beide kreidebleich und zitterten. Ich musste richtig grinsen, denn mir ging es super und ich musste denen klar machen, es ist weiter nichts passiert. In Ruhe rief ich ADAC und ließ den Reifen wechseln. Der defekte sah nicht mehr wirklich aus wie ein Reifen....

Beitrag von: Aldaris~Adun

Ich bin bei so etwas auch immer extrem ruhig, total sachlich- analytisch und in einem 'Wahrnehmungstunnel', der mir eine scheinbar gigantische Menge Entscheidungszeit einräumt. Ich dachte und denke eigentlich, daß das normal ist, es ist ja quasi eine sinnvolle Überlebensstrategie allgemein... Gefahrensituation->beschleunigte Wahrnehmung und Gedankentätigkeit.

Das komische ist, das ich in solchen Situationen niemals spontan reagiere. Dafür reagiere ich 'richtig'.

Z.B. bin ich in einer Winternacht vor Jahren mal auf leicht glatter Autobahn mit meinem ehemaligen Lebensgefährten Richtung Hamburg gefahren. Es war wie gesagt glatt UND es war unheimlich neblig, keine 50 m Sicht. Durch den Nebel habe ich den Winkel einer Überleitung auf eine andere Autobahn nicht gesehen, die Leitplanken etc.  Als ich sie dann sah, fuhr ich frontal mit 100 darauf zu, ich hatte sie quasi direkt vor mir, in dem Augenblick hatte ich so einen 'Tunnel'.

Ich machte mir ganz ruhig Gedanken darüber, das ich die Kurve unter keinen Umständen mehr 'normal' kriegen kann, das, wenn ich das versuche, ich mit der kompletten Seite des Autos mit 100 in der Leitplanke lande und es Schrott ist. Ich erkannte 2 Möglichkeiten, entweder ich lege eine Vollbremsung hin, fahre frontal drauf zu und hoffe, das die Aufprallgeschwindigkeit so gering ist, das das Auto keinen Totalschaden davon trägt, oder ich mache eine krasse Lenkung in die entgegengesetzte Richtung, lenke gegen und habe die Chance, das Auto ohne Leitplankenkontakt zum stehen zu bekommen. Ich wählte letztere Möglichkeit und habe es mit einem 'Slide', erst bremsen und im richtigen Winkel dann wieder Gas geben geschafft, das Auto mitten auf der Fahrbahn zum stehen zu bringen. Wohlgemerkt, das Denken spielte sich in Bruchteilen von Sekunden ab, das gesamte Manöver vielleicht 5 Sekunden oder so.

Mein Lebensgefährte hat noch Jahre später respektvoll- anerkennend von meinen Fahrkünsten gesprochen, und das, obwohl er generell ein Vertreter der Sorte 'Lass keine Frau ans Steuer' war. Für mich war in der Situation einfach ganz klar, was zu tun war, die Prioritäten, und die einzelnen Handlungen.

In kleinerem Umfang hatte ich derlei im Straßenverkehr noch öfter. Bei Unfällen ist es z.B. immer so, das ich zielgerichtet und in aller Ruhe erwäge, welche Reaktionsmöglichkeit den kleinsten Schaden bringt (gesetzt dem Fall, er lässt sich nicht ganz verhindern) und die dann wähle.

Ich überholte auf einer Landstraße, die von Leitplanken gesäumt war, z.B. mal 2 LKWs. Lange Geradeausstrecke, kein Gegenverkehr den nächsten einsehbaren km, alles bestens. Als ich etwa auf der Hälfte neben dem hinteren LKW war, blinkte dieser und begann auszuscheren. Ich habe gehupt (was er aber nicht merkte), und in aller Ruhe (in Bruchteilen von Sekunden) überlegt, ob es bessere Chancen ergibt, eine Vollbremsung hinzulegen oder Vollgas zu geben. Angesichts der 60 PS meines Autos entschied ich mich für die Bremsung. Ich habe es leider nicht ganz geschafft, der LKW hat nicht mal bemerkt, dass er mich mit voller Kraft an die Leitplanke gequetscht hat, da es aber nur mit dem hinteren Teil seines Hängers passierte, blieb mir schlimmeres erspart, der Innenraum blieb völlig intakt. Das hätte auch GANZ anders ausgehen können, besonders weil hinter der Leitplanke ein Abgrund war.

Ich sehe diese Art der Wahrnehmung nicht als subjektiv oder nur getäuscht an. Die Masse an Gedanken, die mir in solchen Momenten durch den Kopf gehen, würde ich im normalen Alltag in der Zeit nicht mal zu 1/10 verarbeitet bekommen.

Ich werde bei sowas grundsätzlich vollkommen ruhig, vollkommen sachlich- analytisch und tue dann das richtige. Es hat auch den enormen Vorteil, dass ich z.B. bei gesundheitlichen Notsituationen nicht wie andere  'wie gelähmt' bin. Auch da werde ich sehr ruhig und war schon oftmals der einzige, der 'handlungsfähig' war. Viele Leute geraten irgendwie in Panik, wenn sie bei anderen Menschen eine größere Blutung sehen. Ich nicht, ich bleibe ruhig, auch bei mir selbst.

Beitrag von: SiCwan

Als ich damals durch das Auffahren eines Autos bei ca. 130Km/h ins Schleudern kam, blieb mir nichts, außer einer Vollbremsung. Aber ich bin in aller Ruhe aus dem Auto gestiegen, als ich merkte, es rührt sich nichts mehr und es droht keine weitere Gefahr. Habe kontrolliert ob die auslösende Fahrerin unverletzt ist, hab mein Warndreieck ausgepackt und habe 200m entfernt das Schild aufgestellt, bin zurück gegangen und habe die Polizei mit Handy gerufen. Erst als dann mein Auto abgeschleppt wurde, wurde mir bewusst was passiert war. Ich habe wie automatisch korrekt gehandelt.

Beitrag von: katyes

Als Kind hatte ich mal folgendes Erlebnis.
Eine Freundin und ich kletterten auf einen Baum, der recht hoch war. Obwohl meine Freundin 2 Jahre älter war als ich, ist sie aufgrund eigener Unvorsichtigkeit runtergefallen. Ich war damals 10 Jahre alt und noch oben im Baum. Ich bin schnell und vollkommen konzentriert runter geklettert, jeder Griff saß, ich hatte genau im Blick, was ich tun muss,  wo ich hin greifen muss und konnte so sicher nach unten gelangen. Ich schaute kurz nach ihr und lief,  um ihre Familie zu verständigen, denn ihr Arm war gebrochen, es blutete auch recht stark. Mir ist dieses Ereignis noch heute im Gedächtnis, ich kann mich ganz genau an die Einzelheiten und an meine Gefühle dabei erinnern.

Das ist es wohl, was als spezifische Eigenart von ADHS zu bezeichnen ist, das Gefühl, die  Situation voll im Griff zu haben, die volle Kontrolle über sich und seine Handlungen zu behalten und vor allen Dingen, in Bruchteilen von Sekunden schwierige Entscheidungen richtig treffen zu können.

Beitrag von: bommel

Ich stelle fest, daß ich ungeheuer ruhig und zufrieden bin, wenn ich an einem Tag mehrere Termine habe. Selbst wenn ich dafür von einer Stadt zur nächsten fahren muss. So voll in Aktion, bin ich total auf der Höhe. Das kann ich durchaus ein paar Tage lang durchziehen, aber dann brauche ich ein oder zwei Wochen, um mich von dem ganzen Stress (den ich in dem Moment gar nicht wahrgenommen habe) zu erholen.
Ich bekomme das dann auch alles wunderbar und problemlos koordiniert.

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