Anzeichen einer Hochbegabung

Bei der Einschätzung von Begabung/Hochbegabung sind grundsätzlich zwei Fehler denkbar: Ein Kind wird zu Unrecht aufgrund von Beobachtungen als hochbegabt eingestuft. Das kann passieren, wenn günstige Umweltfaktoren und förderliche Lerneigenschaften wie Fleiß, Lerneifer, gute Konzentrationsfähigkeit und Leistungsbereitschaft zusammentreffen. Ein Kind wird zu Unrecht als nicht hochbegabt eingeschätzt, da seine schulischen Leistungen nur befriedigend oder sogar schwach sind und sein Verhalten sowohl im sozialen als auch arbeitsmäßigen Bereich stark auffällig sein können. (Underachiever)

 

Die letztendliche Einschätzung der Hochbegabung sollte nur von qualifizierten Psychologen, Schulpsychologen bzw. Mitarbeitern von speziellen Beratungsstellen durchgeführt werden.

Aufgrund von speziellen Ausbildungen können auch Pädagogen eine Sensibilität für Hochbegabungen im Schulalltag entwickeln.

Dies ist nicht so einfach, da die normalen Kriterien für Lehrer wie gute Leistungsmotivation und gute Schulleistungen oft nicht ausreichend sind, eine Hochbegabung zu entdecken.

Auch hochbegabte Kinder und Jugendliche sind Menschen mit Stärken und Schwächen, die geprägt sind vom familiären und außerfamiliären Umfeld.

Auch hochbegabte Kinder und Jugendliche können schlechte Schulleistungen erbringen.

Dies kann einerseits an vorliegenden Störungen liegen wie z.B. spezielle Lern- und Leistungsstörungen (wie z. B. eine Lese- Rechtschreibschwäche oder eine Dyskalkulie), andererseits an besonderen Teilleistungsstörungen ( wie z.B. Auffälligkeiten im motorischen, visuellen und auditiven Bereich).

Auch können fehlende Hoch – oder Höchstleistungen bei Hochbegabung an fehlender Identifizierung, an fehlender Akzeptanz, an inadäquater Förderung der begabten Schüler/Innen oder an allgemeiner Unterforderung liegen.

Die Folgen einer allgemeinen Unterforderung können sein:

  • Fehlende Arbeitstechniken, da aufgrund von Unterforderung nur selten sich angestrengt und geübt werden muss.
  • Mangelnde Arbeitsbereitschaft, da die Aufgaben zu leicht und deshalb wenig Anregung in sich bergen und immer sehr schnell bewältigt werden.
  • Sich ständig vergrößernde Wissenslücken, da im Unterricht aufgrund von permanenter Unterforderung nicht mehr aufgepasst wird.
  • Mangelndes Selbstwertgefühl
  • Ängste nach Misserfolgen
  • Übersteigertes Selbstwertgefühl, da kein Vergleich zu Gleichbefähigten vorhanden ist und keine der Begabung angemessenen Forderungen gegeben werden.
  • Das Interesse an schulischen Angeboten sinkt.
  • Die Lerntechniken werden nicht weiterentwickelt.
  • Die Grenzen der eigenen Möglichkeiten werden nicht erfahren.
  • Konkurrenz wird kaum erlebt.
  • Bewältigungsstrategien für Misserfolg und Frustration werden nicht entwickelt.
  • Hochbegabung schließt erhöhte seelische Verwundbarkeit ein. (Erhöhte Sensibilität )
  • Die Identifikation einer Hochbegabung ist ein sehr komplexer und dynamischer Prozess, bei dem neben Begabungsmerkmalen, Begabungsrichtungen auch nichtkognitive Persönlichkeitsmerkmale und Umweltfaktoren (Kindergarten, Familie, Schule) mit einzubeziehen sind.
  • Neben der testpsychologischen Differentialdiagnostik sind folgende Beobachtungskriterien als erste Hinweise für Hochbegabung relevant (von verschiedenen Autoren benannt):
  • Hochbegabte haben große Fähigkeiten auf einzelnen oder mehreren Gebieten (Intelligenz, Kreativität, musische Begabung, ...)
  • Sie arbeiten aufgabenorientiert und haben eine intrinsische Leistungsmotivation.
  • Sie besitzen eine hohe Eigenverantwortlichkeit.
  • Sie haben ein hohes Lernbedürfnis.
  • Sie haben oft ein hohes Arbeitstempo.
  • Begabte haben in einzelnen Bereichen ein sehr hohes Detailwissen.
  • Ihr Wortschatz ist für das Alter oft ungewöhnlich; ihre Sprache ausdrucksvoll, ausgereift, flüssig.
  • Sie können sich schnell Fakten merken.
  • Sie durchschauen sehr schnell Ursache-Wirkung-Beziehungen.
  • Sie suchen nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden.
  • Sie erkennen sehr schnell zugrunde liegende Prinzipien.
  • Sie können schnell gültige Verallgemeinerungen herstellen.
  • Sie können außergewöhnlich gut beobachten.
  • Sie lesen oft sehr viel von sich aus und bevorzugen Bücher, die weit über ihr Alter hinausgehen (ausgenommen Begabte mit LRS).
  • Sie geben in ihren Fragen und Antworten zu erkennen, dass sie kritisch, unabhängig und wertend denken.
  • Motivierte Begabte gehen in bestimmten Problemen völlig auf.
  • Sie sind bemüht, Aufgaben stets vollständig und perfekt zu lösen.
  • Sie sind bei Routinearbeiten leicht gelangweilt.
  • Sie sind selbstkritisch.
  • Sie sind deshalb mit ihrem Tempo oder Ergebnis nicht leicht zufrieden zu stellen.
  • Sie arbeiten gern unabhängig, um hinreichend Zeit für das eigene Nachdenken über ein Problem zu haben.
  • Sie setzen sich hohe Leistungsziele und streben danach, (selbst) gestellte Aufgaben mit einem Minimum an Anleitung und Hilfe durch Erwachsene zu lösen.
  • Sie interessieren sich für viele Erwachsenenthemen (wie z. B. Religion, Philosophie, Politik, Umweltfragen, Sexualität, Gerechtigkeit usw.)
  • Ihr Gedächtnis und Wissen ist oft sehr gut (haben auf einem oder mehreren Gebieten ein breites Fachwissen und können weiterführende Wissensdaten schnell verarbeiten)
  • Sie besitzen hohe Selbstregulationsprozesse (können das eigene Denken gezielt steuern; Metakognition)
  • Sie können sehr gut Probleme lösen und kategorisieren (Erkennen von Gemeinsamkeiten)
  • Sie gehen weniger wahllos, unüberlegt, desorganisiert und unbesonnen beim Lösen von Denkaufgaben vor; (zielgerichtetes Vorgehen)
  • Sie sind flexibel im Finden von Lösungen (Alternativen abwägen; bereits entworfene Strategien überwerfen)
  • Sie lieben komplexe Aufgaben , einfache Aufgabenstellungen lehnen sie häufig ab oder verwenden wenig Sorgfalt auf die Lösung derselben.

Weiterführende Informationen:

  • Anzeichen einer Hochbegabung > Sie befinden sich hier!
Back to Top