AD(H)S Spektrum Verlauf

Der Verlauf im AD(H)S Spektrum ist immer individuell zu betrachten, es spielen sehr viele Faktoren eine Rolle, was den Verlauf beeinflußt. Angefangen mit den sozialen Hintergründen, Inteliigenz, Erziehung, Umfeld, eventuell weitere Störungen innerhalb der Familie und weitere Aspekte, die in der Differenzialdiagnostik mit überprüft werden müssen. Auch muss die Frage gestellt werden, ob Eltern eventuell selber betroffen sind und so schwirigkeiten haben, betroffenen Kindern eine auseichende Struktur zu bieten.

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AD(H)S Spektrum und Diagnostik

Bei einem AD(H)S-Verdacht sollte man sich an einen erfahrenen Arzt, Psychiater, Psychologen oder Neurologen wenden. Eine ausführliche Untersuchung und verschiedene Abklärungen sind wichtig, denn viele Symptome können auch andere Ursachen haben und diese gilt es auszuschliessen. Bevor ein A(D)HS entdeckt wird, hat oft schon eine große Belastung im familiären, beruflichen und privaten Umfeld des Betroffenen stattgefunden. Wird AD(H)S diagnostiziert und auch das Umfeld aufgeklärt, so wird der Leidensdruck oft deutlich entschärft und wenn das Selbstwertgefühl gestärkt wird, dann können die eigenen Ressourcen ausgeschöpft  und Defizite überwunden werden.

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Das AD(H)S Spektrum in den ICD10 und DSM IV

Der ICD-10 unterscheidet für das Hyperkinetische Syndrom (HKS) (F90) Störung von Aktivität und Aufmerksamkeit (F90.0) Hyperkinetische Störung mit Störung des Sozialverhaltens (F90.1) und Andere hyperkinetische Störungen (F90.8). Das Diagnostische Manual DSM-IV lässt eine differenziertere Diagnosestellung bei einer situationsübergreifenden Störung zu und unterteilt in drei ADS-Erscheinungsbilder:

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AD(H)S Spektrum und Therapiemöglichkeiten

Es gibt nicht „die eine“ Therapie für AD(H)S, weder für Kinder noch für Erwachsene. Deswegen stellen wir hier verschiedene Therapieansätze vor. Grundsätzlich empfehlen Fachleute eine Kombination aus mehreren Therapieangeboten um effektiv helfen zu können. Nicht alle hier vorgestellten therapeutischen Verfahren sind schulmedizinisch anerkannt. Trotzdem kann die eine oder andere Therapieform von Nutzen sein. Viele Therapien werden nicht von den Krankenkassen bezahlt, wenn sie von einem Psychologen durchgeführt werden. Beim niedergelassen Psychiater gehören diese Therapien zur psycho-sozialen Rahmenbetreuung. Erkundigen sie sich bitte beim Anbieter über die Möglichkeiten. Weitere Informationen über Therapieformen erhalten Sie bei Ihrem Arzt oder Psychologen, bei Jugendämtern, beim sozialpädiatrischen Dienst, sowie bei den Selbsthilfegruppen in Ihrer Umgebung.

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AD(H)S Spektrum und Medikamentöse Therapie

Bei grossem Leidensdruck, vor allem, wenn es durch AD(H)S-Symptome zu einer akuten Krise kommt, kann die medikamentöse Therapie mit Stimulanzien zur raschen Verbesserung der Gesamtsituation und somit zur Stabilisierung notwendig sein. Für viele Betroffene ist die Medikation nach der Diagnose zunächst die Grundlage, um überhaupt von weiteren Therapieangeboten profitieren zu können. Bei deutlicher Beeinträchtigung durch AD(H)S und ausgeprägten Schwierigkeiten im Leistungs-, sowie im psychosozialen Bereich ist eine zeitweise medikamentöse Therapie häufig auch angezeigt.

 

Eingesetzt werden vor allem Stimulanzien mit dem Wirkstoff Methylphenidat. Ritalin ist der Name des bekannten Präparates mit dem Wirkstoff Methylphenidat, der bei der medikamentösen Therapie von AD(H)S häufig eingesetzt wird. Andere bekannte Präparate mit dem gleichen Wirkstoff sind Medikinet, Concerta und Equasym. Entgegen der weit verbreiteten Annahme ist Methylphenidat kein Beruhigungsmittel, sondern ein zentralnervöses Stimulans, also ein Aufputschmittel. Auf Menschen mit AD(H)S wirkt Methylphenidat jedoch klärend, konzentrationsfördernd und verbessert die Selbststeuerung. Viele Vorbehalte gegen den Einsatz von Methylphenidat werden dem Umstand, dass Ritalin –  bei richtiger Diagnose und korrekter Anwendung – ein sehr wirksames Medikament mit wenig Risiken ist, nicht gerecht.

Auch für viele Vorschulkinder ergibt sich bereits ein Behandlungsbedarf. Hier haben Frühförderung, heilpädagogische Maßnahmen und Ergotherapie durchaus ihren Stellenwert. Aber auch eine medikamentöse Therapie ist in manchen Fällen notwendig, um zunehmende Entwicklungsverzögerung, Sekundärstörungen und Ausgrenzung zu verhindern. Gerade in ungünstigem sozialem Umfeld haben diese Kinder ein hohes Risiko für emotionale und körperliche Misshandlungen. Oft sind Massnahmen wie Logopädie oder Ergotherapie erst bei medikamentöser Therapie der Kinder erfolgreich.

Wirkungen

 

  • Deutlich bessere Aufmerksamkeit, Selbststeuerung, Ausdauer, Konzentration
  • Besseres Zuhören können und sinnvolles Umsetzen des Gehörten Verständnis für Logik, Zusammenhänge und Ermahnungen, Einsicht Bessere Schrift und Rechtschreibung, weniger Flüchtigkeitsfehler
  • Bessere Körperkoordination, Wahrnehmung und Ausführung von Mimik, Gestik und Körpersprache
  • Weniger Reden und Geräusche machen
  • Bessere Motivation, Leistung zu erbringen, Dinge zu Ende zu bringen
  • Spaß an Arbeit und Leistung
  • Wirkungen gleich bei Methylphenidat und DL-Amphetamin; bei Methylphenidat früherer Wirkungseintritt, kürzere Wirkdauer und etwa 1/3 höhere Dosis nötig als bei DL-Amphetamin. DL-Amphetamin ist daher besonders dort geeignet, wo eine längere Wirkdauer gewünscht wird, wenn früh nur eine Dosis gegeben werden kann (Kindergartenkinder oder bei solchen Schulkindern, bei denen die Gabe einer eventuell nötigen 2. Dosis am Vormittag nicht durchführbar ist).
  • Psychostimulantien wirken dopaminagonistisch.
  • In der Literatur wird angegeben, dass 70-85% der ADHS-Patienten auf die Stimulantientherapie ansprechen.

Nebenwirkungen
In abnehmender Häufigkeit:

 

  • Appetitmangel
  • Schlafstörungen (verschwinden z.T. unter niedriger abendlicher Stimulantiengabe)
  • Dysphorie, Weinerlichkeit
  • Kopfschmerzen
  • Bauchschmerzen
  • Schwindel
  • Reboundhyperaktivität bei Nachlassen der Wirkung
  • Auslösung oder Verschlechterung bestehender Tic-Störung
  • (fast immer vorübergehend, manchmal Aufhören der Tics unter Stimulantienbehandlung, persistierend bei 1%; evtl. zusätzliche Behandlung nötig)
  • Vorübergehende Wachstumsverlangsamung bei normaler Endgröße
  • Dosisabhängige Puls- und Blutdruckerhöhung (bei Kindern extrem selten)

In Langzeitstudien konnten keine negativen psychischen oder somatischen Auswirkungen durch die Therapie mit Psychostimulantien festgestellt werden. Im normalen Dosisbereich (unter 1 mg/kg KG/Tag) treten nur selten - und meist nur zu Beginn der Behandlung - Nebenwirkungen auf. Die meisten Nebenwirkung lassen sich beherrschen durch Verminderung der Dosis, Änderung der Verabreichungszeiten oder Wechsel des Medikamentes. Es gibt sicher keine Suchtentwicklung (körperliche oder psychische Abhängigkeit) unter der Stimulantientherapie. Die Gefahr des Drogenmißbrauchs wird durch Stimulantienbehandlung sogar gemindert. Bei Langzeitbehandlung tritt in üblicher Dosierung keine Toleranzentwicklung ein. Eine antikonvulsive Behandlung ist kein Hindernis für die Stimulantientherapie.

Praktisches Vorgehen bei der Stimulantientherapie
Informationsgespräch mit Eltern und (älteren) Kindern/Jugendlichen über die medikamentöse Therapie:

 

  • Aufklärung über Wirkweise, Nutzen und mögliche Nebenwirkungen (wobei auch über in der Öffentlichkeit kursierende Vorurteile gesprochen werden sollte). Bereitschaft für sofortige Rückfragen bei Unsicherheiten oder Problemen.

Einstellungsphase:
1/2 Tablette Methylphenidat (oder ca. 2/3 dieser Dosis als DL-Amphetaminsaft), im Vorschulalter halbe Dosis, früh 1 Woche lang; dann wöchentliche Steigerung um eine 1/4 bis 1/2 Tablette (bzw. entsprechende Saftmenge) unter Einführung einer Mittagsdosis (im allgemeinen etwas niedriger als die Frühdosis), bis deutliche Wirkung merkbar. - Dies ist ein mögliches Modell für Höhe der Initialdosis und Steigerungsgeschwindigkeit, von dem sich in Literatur und Praxis häufig Abweichungen finden.

 

  • Bei größeren Schulkindern ist 3-malige, manchmal auch häufigere Gabe nötig, abhängig von der individuellen Wirkdauer.
  • Steigerung bis maximal 1mg/kg KG/Tag; wenn dann immer noch keine deutliche Wirkung merkbar, dringend Diagnose überprüfen! In Einzelfällen kann eine höhere Dosis nötig sein oder ein Wechsel auf DL-Amphetamin versucht werden.
  • Rücksprache mit den Eltern jeweils nach 1 Woche (wichtig für Führung und Sicherheit der Eltern, Compliance), Eltern-Tagebuch.
  • Rückfragen der Eltern bei Erziehern in Kindergarten oder Schule nach 2-4 Wochen (die Eltern sollten diese vorher nicht über den Beginn der medikamentösen Behandlung informieren, damit eine unvoreingenommene Bewertung erhalten werden kann; später Information der Erzieher sinnvoll).

Beurteilung des Therapieerfolges:
Ob die Höhe der Dosis, die Wirkdauer und die Frequenz der täglichen Gaben ausreichen, ist danach zu beurteilen, ob genügend lange genügend Wirkung (siehe 4.3.3.) zu beobachten ist. Beurteilt werden sollte dies anhand der Berichte von Eltern und Lehrern/Erziehern – ergänzbar durch Fragebögen zum Verlauf – und Leistungsnachweise wie Zeugnis, zwischenzeitliche Schulnoten, Heftführung, Schrift, eventuell Tests sowie die Verhaltensbeobachtung, wobei auch Videoaufzeichnungen hilfreich sind.

Dauerphase:
Bei konstanter Dosis bleiben; falls doch eine Dosisanpassung nötig erscheint, nur geringfügig (1/4 - 1/2 Tablette) ändern (zuvor evtl. Änderung der Einnahmezeiten – abhängig von der Wirkdauer – versuchen).

 

  • Therapie auch an den Wochenenden und in den Ferien fortsetzen.
  • Keine eigenmächtigen Dosisänderungen durch Eltern oder Lehrer zulassen.
  • Pausen nur, wenn die Eltern meinen, es ginge problemarm auch ohne Medikamente.
  • Intermittierend Gespräche mit Patient und Eltern (Tagebuch), auch mit Erziehern/Lehrer
  • 1/2-jährlich körperliche Untersuchung (auch Gewicht, Länge); Blutuntersuchungen sind im Regelfall nicht nötig, manchmal für die Beruhigung der Eltern und Betreuer nützlich.

Therapiedauer:
So lange Bedarf besteht.

(Quelle: AG-ADHS)

 

Weiterführende Informationen:

  • ADHS Spektrum und Medikamentöse Therapie > Sie befinden sich hier!

 

 

ADHS Spektrum - Medizinische Definition

Synonym: Abkürzung für Aufmerksamkeitsdefizit - Hyperaktivitäts - Syndrom komplexe Störung, die gekennzeichnet ist durch unaufmerksames und impulsives Verhalten bei deutlicher Hyperaktivität oder Hypoaktivität. Das Verhalten entspricht nicht dem Alter und dem körperlichen Entwicklungsstand und ist meist mit Störungen im sozialen Bezugssystem, wie Schule und Beruf verbunden.

 

Ätiologie: Die Ursache ist nicht geklärt. Diskutiert wird ein Zusammenspiel von psychosozialen und biologischen Faktoren, sowie Störungen im Dopaminstoffwechsel, die zu dysfunktioneller Informationsverarbeitung im Gehirn führen.

Therapie: Psychotherapeutische und psychosoziale Behandlung, die auch Beratung von Eltern, Angehörigen und Bezugspersonen mit einschließt. Eventuell medikamentöse Therapie mit Methylphenidat.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Biochemie und Mikrobiologie © Urban & Fischer 2003 Roche Lexikon Medizin, 5. Aufl.

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