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Borderline Syndrom und PTBS Einleitung
Das Borderline-Syndrom ist eine Persönlichkeitsstörung mit ausgeprägter emotionaler Instabilität. Zum Erscheinungsbild gehören sehr wechselhafte Stimmungen und Affekte, ein zerrüttetes Selbstbild, unterschiedlich ausgeprägte Formen traumabedingter Dissoziationen und damit verbundene Autoaggression, sowie hohe Sensibilität bei der sozialen Interaktion und ein extremes Emotionsgedächtnis. Vor allem die letzten beiden Symptome sind häufig Ursache für soziale Konflikte. Die Abkürzung BPS steht für Borderline-Persönlichkeits-Störung.Die Abkürzung PTBS steht für Post-Traumatische-Belastungs-Störung. Darunter werden unterschiedliche psychische und psychosomatische Symptome zusammen gefasst, die als Langzeitfolgen eines oder mehrerer Traumata verstanden werden. Schwere, Zeitpunkt und Dauer der Traumatisierung beeinflussen die Ausprägung und den individuellen Grad der Beeinträchtigung.
Die Symptome einer BPS und/oder einer PTBS können individuell sehr unterschiedlich sein. Nicht nur das Erscheinungsbild ist bei jedem Betroffenen verschieden, auch die Stärke der Störung, die pychische Dauerbelastung und der damit verbundene Leidensdruck ist von Person zu Person unterschiedlich. Die Diagnosen bezeichnen ernsthafte Störungen, die das Leben Betroffener nachhaltig beeinträchtigen.
Ein typisches äußerliches Merkmal der BPS ist selbstverletzendes Verhalten (SVV). Klassische Beispiele dafür sind unbewusste Handlungen wie beispielsweise das Aufkratzen von Mückenstichen oder aber bewusste (parasuizidale) Handlungen, wie das Zufügen von Schnittwunden. In einigen Fällen auch Suizidversuche bis hin zum vollendeten Suizid, dies oft in Zusammenhang mit PTBS-typischen schweren Depressionen, zerbrochenem Lebensweg, sozialen Konflikten, bzw. sozialer Isolation.
Die Bezeichnung „Borderline“ stammt aus Zeiten, als man BPS als einen Grenzfall (engl. borderline) zwischen Psychose und Neurose betrachtete. Bei den Erscheinungen, die das Krankheitsbild mit dem psychotischen Bereich in Verbindung brachten, handelt es sich um so genannte „Pseudopsychosen“. Menschen mit BPS leiden an ihren heftigen und schwer kontrollierbaren Reaktionen auf äußere Einflüsse. Alltagsereignisse wecken Erinnerungen und lösen starke Gefühle aus. Betroffene können diesen unvermittelnd auftretenden Gefühlsimpulsen nichts entgegensetzen.
So kann es zum einen sein, dass jemand in bestimmten Situationen für einen begrenzten, meist kurzen Zeitraum nicht in der Lage ist, die allgemeine Realität richtig zu beurteilen. Zum anderen besteht die Möglichkeit, dass die Person für einen unbestimmten Zeitraum gewisse Aspekte der Realität nicht angemessen beurteilen kann. Beide Fälle stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit traumatischen Erlebnissen und dem damit verbundenen dissoziativen Verdrängungsprozess.
Obwohl nicht so bekannt wie Schizophrenie oder Bipolare Störung (früher manisch-depressive Erkrankung), ist Borderline häufiger und betrifft in Deutschland derzeit zwei bis drei Prozent der Erwachsenen. Frauen sind etwa dreimal so oft betroffen wie Männer.
Diese auffällige Geschlechterdifferenz könnte damit zusammenhängen, dass traumatisierte Frauen eher klinisch und entsprechende Männer eher forensisch auffällig werden und dass Männer mit Borderline-Symptomatik eher anderen Persönlichkeitsstörungen (z. B. antisoziale Persönlichkeitsstörung) zugeordnet werden.
Borderline Symptome
Im Zentrum der Borderline-Persönlichkeitsstörung stehen Schwierigkeiten bei der Regulation von Gefühlen. Diese Problematik kann sich auf verschiedenen Ebenen zeigen und führt zu einer Vielzahl von Symptomen, welche im Folgenden beschrieben werden. Menschen mit Borderline-Syndrom sind oft verzweifelt bemüht, tatsächliches oder vermutetes drohendes Verlassenwerden zu verhindern. Dabei werden z.B. schon zeitlich begrenzte Trennungen oder auch minimale Verspätungen des anderen als sehr bedrohlich empfunden und lösen starke Ängste aus. Häufig schätzen sich die Betroffenen selbst als "böse" ein, weil sie "schon wieder " verlassen worden sind.Bei den betroffenen Personen findet sich oft eine Abfolge intensiver, aber häufig wechselnder Beziehungen. Dabei zeigt sich am Anfang einer Beziehung meist eine starke Idealisierung des Anderen, die dann sehr schnell durch eine Abwertung derselben Person abgelöst werden kann, wenn diese der Erwartung "immer für den anderen da zu sein" nicht genügt.
Die Wahrnehmung und Einschätzung der eigenen Person ist bei den Betroffenen sehr wechselhaft. Diese Identitätsstörung zeigt sich z.B. in einem häufigen Wechsel von Berufswünschen oder Wertvorstellungen. Im Selbstbild sehen sie sich oft als "böse" oder "sündig" oder haben zeitweise, insbesondere bei angenommenem "Verlassensein" das Gefühl, gar nicht zu existieren.
Ein weiteres Symptom der Borderline-Persönlichkeitsstörung ist die Neigung zu selbstgefährdendem Verhalten. Dies zeigt sich zum einen in einer starken Impulsivität in Bereichen, die potentiell selbstschädigend sind, so z.B. riskantes Autofahren, Glücksspiel, Fressanfälle oder Drogenmissbrauch, aber auch indirekter in Selbstverletzungen, z.B. indem man sich selbst Schnitte oder Brandwunden zufügt oder in Selbstmordandrohungen und -versuchen. Diese selbstschädigenden Handlungen stehen oft im Zusammenhang mit dem Versuch, ein "Verlassenwerden" zu vermeiden, können aber auch als eine Art von "Strafe" für die eigene "Sündigkeit" dienen oder den Betroffenen helfen, sich selbst wieder zu spüren.
Die Gefühlslage der Betroffenen ist sehr wechselhaft. So kommt es bei eher gedrückter Grundstimmung zu Perioden von starker Erregbarkeit, Angst oder Verzweiflung. Diese sind häufig Ausdruck der Neigung, sehr schnell und extrem auf zwischenmenschliche Belastungen zu reagieren. Insbesondere wenn der Betroffene Vernachlässigung oder Zurückweisung erlebt, kommt es oftmals zu Wutausbrüchen, die für die Betroffenen kaum zu kontrollieren sind.
Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung klagen vielfach über ein anhaltendes Gefühl innerer Leere; sie leiden unter einem quälenden Gefühl der Langeweile und sind häufig auf der Suche nach einer Beschäftigung.
Unter extremen Belastungen, wie z.B. unter Drogeneinfluss oder bei einem tatsächlichen oder erwarteten Verlassenwerden, können vorübergehend Verfolgungsideen oder so genannte dissoziative Symptome, wie beispielsweise veränderte Wahrnehmung der eigenen Person oder des eigenen Körpers oder eine Schmerzunempfindlichkeit auftreten.
Borderline Diagnose und Diagnostik
Bei der Diagnose einer Borderline-Persönlichkeitsstörung geht es zunächst darum, die Störung von anderen Störungen abzugrenzen und dann herauszufinden, um welche Unterform es sich konkret handelt. Auf der Suche nach Erklärungen für die aktuellen Schwierigkeiten und Symptome werden oft traumatische Erlebnisse entdeckt. Dabei muss man aber mit einer oft geringeren Introspektionsfähigkeit rechnen, d.h. Menschen mit Persönlichkeitsstörungen ist es nicht immer und vor allem ausreichend gegeben, durch eine "selbst-kritische Innenschau" effektiv dazu beizutragen, heraus zu finden, wo die eigenen Probleme liegen und wodurch sie verursacht werden.
"Psychopathen sind unbehandelbar", lautete der frühere Seufzer, den man zwar nicht offiziell zu hören bekam, der aber oft unausgesprochen im Raum stand. Heute dominiert die therapeutische Resignation weniger. Allerdings unterschied man bei der Diagnostik schon früher zwischen einer "negativen konstitutionellen Anlage" (biologische Grundlage), was einen Behandlungserfolg zumindest zu erschweren schien und so genannten neurosen-psychologischen Ansätzen, bei denen man zwar eine Erb-Basis zugestand, dann aber den Kern des Problems in den Auseinandersetzungen sah, die sich zwischen der gestörten Persönlichkeit und ihrer Umwelt entzündeten (Stichworte: biographische Entwicklung und kindliche Traumatisierung).
Solche Persönlichkeitsstörungen wurden dann als so genannte Symptom-Neurosen oder Charakter-Neurosen meist psychoanalytisch behandelt. Und wenn sie sich dann als therapie-resistent (also behandlungs-erfolglos) erwiesen, sprach man eher und wohl auch ein wenig abschätzig von Kern-Neurosen oder Soziopathie.
Inzwischen sieht man das alles etwas anders, durchaus positiver. Vor allem setzt man neben der Psychotherapie, also die Behandlung mit seelischen Mitteln, auch auf Medikamente.
Zuerst geht es aber um die Diagnose im Einzelnen und die konkrete Differenzierung im speziellen, d.h. um welche Unterform der Persönlichkeitsstörung es sich handelt.
Wichtig ist auch eine Fremd-Anamnese, d. h. die gezielte Befragung von Angehörigen oder nahen Bezugspersonen, um Ursache und Bedeutung der sozialen Konflikte besser einzuordnen.
Bei der eigentlichen Untersuchung wird insbesondere auf vorübergehende Verstimmungen, d. h. nicht nur Deprimiertheit, sondern auch auf selbst- und fremd-belastende Aspekte wie missmutig, "schlecht gelaunt", mürrisch, missgünstig, aufbrausend, aggressiv, versteckt oder offen feindselig u.a. eingegangen. Abgefragt werden auch Angst-, bzw. Panik-Reaktionen und psychosenahe Phänomene mit vorübergehender Störung der Realitäts-Kontrolle und entsprechenden "zwischenmenschlichen Entgleisungen".
Den Abschluss bildet eine neurologische, ggf. auch internistische Zusatzuntersuchung um beispielsweise frühkindliche Hirnschädigung, Vergiftungen durch Alkohol-, Nikotin- oder Rauschdrogen-Missbrauch, Herz-Kreislauf-Schäden usw. auszuschliessen.
Denn es gibt auch körperlich bedingte Persönlichkeitsveränderungen, die man erst sinnvoll nicht psychotherapeutisch oder durch Psychopharmaka angehen kann, wenn organische Ursachen behoben wurden.
Borderline - Sozialverhalten und Partnerschaft
Die zwischenmenschlichen Beziehungen von Menschen mit Borderline-Persönlichkeits-Störung sind oft höchst instabil. Betroffene schwanken zwischen vorwurfsvollen Angriffen und Klammerverhalten, zwischen Entwertung und Idealisierung der anderen Person hin und her, denn sie wollen die geliebte Person an sich binden und fürchten gleichzeitig, von ihr verlassen zu werden. Die Betroffenen reagieren oft heftig und zuweilen unverständlich, sind schnell enttäuscht und erbost, wenn andere ihre Erwartungen nicht erfüllen, bleiben zuweilen aber auch an „ungeeignete“ Partner gebunden, denn sie fürchten nichts mehr, als verlassen zu werden.
Die Angst, verlassen zu werden, steht dabei oft in Beziehung mit eigenen, traumatischen Erfahrungen und deren dissoziativer Bewältigung. Die Angst entstand also durch selbst erlebtes Verlassenwerden und die syndromtypischen Verhaltensweisen wurden möglicherweise durch tatsächliche Ereignisse geprägt, deren Erinnerungen verdrängt wurden. Dies führt dazu, dass sich der Betroffene oft unbewusst in einer Weise verhält, durch die er die Bezugsperson verliert oder zumindest kränkt, obwohl er gerade das verhindern will.
Dies passiert, weil Betroffene ständig damit rechnen „ja sowieso“ im Stich gelassen zu werden. Es fällt den Betroffenen deshalb schwer, Nähe zuzulassen, obwohl wenn sie ständig danach suchen. Dieses Problem ist ich-synton, d.h. Betroffene wissen nicht bewusst, dass sie eigentlich Angst vor Nähe haben. So geschieht es, dass Betroffene die Personen demütigt, die er oder sie liebt.
Bereits kleinste Anlässe können starke Gefühlsimpulse auslösen, die vom Betroffenen nicht verarbeitet werden können. Besteht eine enge emotionale Bindung zu einem anderen Menschen, kann auch die Tendenz bestehen, die andere Person zu idealisieren.
Das allgemeine soziale Verhalten Betroffener ist natürlich nicht nur durch die Belastungserscheinungen alleine zu beschreiben. Es ist immer abhängig vom Menschen, der dahinter steckt, der mit den Problemen und Erschwernissen der Borderline-Persönlichkeits-Störung leben muss. Das erfordert besondere Verantwortung und besondere Anstrengung - von beiden Seiten. Da es den Betroffenen aber in vielen Lebenslagen oft schwer bis unmöglich ist, den Erwartungen der Umwelt zu entsprechen, entsteht für diese Personen und ihre Partner meist erhebliches persönliches Leid.
Borderline Häufigkeit
Obwohl nicht so bekannt wie Schizophrenie oder Bipolare Störung (früher manisch-depressive Erkrankung), ist Borderline häufiger und betrifft in Deutschland derzeit zwei bis drei Prozent der Erwachsenen. Frauen sind etwa dreimal so oft betroffen wie Männer.
Die auffällige Geschlechterdifferenz könnte damit zusammenhängen, dass missbrauchte Frauen eher klinisch und misshandelte Männer eher forensisch auffällig werden und dass Männer mit Borderline-Symptomatik eher anderen Persönlichkeitsstörungen (z.B. antisoziale Persönlichkeitsstörung) zugeordnet werden.
Borderline Verlauf
Häufig sind syndromtypische Verhaltensweisen bei den Betroffenen mit Borderline-Persönlichkeits-Störung schon in der Kindheit und Jugend zu beobachten. Die Diagnose sollte aber erst ab dem frühen Erwachsenenalter gestellt werden, da sich die Persönlichkeit eines Menschen bis dahin noch entwickelt und Veränderungen unterliegt.
Der Verlauf der Borderline-Persönlichkeits-Störung ist oft chronisch. Neben anhaltender Instabilität in verschiedenen Bereichen kommt es häufig zu Phasen von emotionalem Kontrollverlust. Aufgrund störungsbedingter Probleme, wie bei Schwierigkeiten in zwischenmenschlichen Beziehungen und selbstschädigendem Verhalten, ist die Behandlung für beide Seiten oft schwierig und es kommt häufig zu mehrfachem Therapeutenwechsel.
Mit fortschreitendem Alter nimmt die Intensität der Störung meist ab, so dass viele Betroffene ab dem 30.- 40. Lebensjahr eine grössere Stabilität sowohl in ihren Beziehungen als auch im Beruf erreichen.
Borderline Medizinische Definition
Eine Persönlichkeitsstörung mit deutlicher Tendenz, ohne Berücksichtigung von Konsequenzen impulsiv zu handeln und wechselnder, instabiler Stimmung. Die Fähigkeit vorauszuplanen ist gering und Ausbrüche intensiven Ärgers können zu oft gewalttätigem und explosivem Verhalten führen; dieses Verhalten wird leicht ausgelöst, wenn impulsive Handlungen von anderen kritisiert oder behindert werden. Zwei Erscheinungsformen dieser Persönlichkeitsstörung können näher beschrieben werden, bei beiden nennen sich Impulsivität und mangelnde Selbstkontrolle.
Klassifizierung nach ICD und DSM
ICD -10
F60.30 impulsiver Typus
Die wesentlichen Charakterzüge des impulsiven Typus sind emotionale Instabilität und mangelnde Impulskontrolle. Ausbrüche von gewalttätigem und bedrohlichem Verhalten sind häufig, vor allem bei Kritik durch andere.
Mindestens drei der folgenden Eigenschaften oder Verhaltensweisen müssen vorliegen, darunter "2." :
- deutliche Tendenz unerwartet und ohne Berücksichtigung der Konsequenzen zu handeln;
- deutliche Tendenz zu Streitereien und Konflikten mit anderen, vor allem dann, wenn impulsive Handlungen unterbunden oder getadelt werden;
- Neigung zu Ausbrüchen von Wut oder Gewalt mit Unfähigkeit zur Kontrolle explosiven Verhaltens;
- Schwierigkeiten in der Beibehaltung von Handlungen, die nicht unmittelbar belohnt werden;
- unbeständige und unberechenbare Stimmung.
Einige Kennzeichen emotionaler Instabilität sind vorhanden, zusätzlich sind oft das eigene Selbstbild, Ziele und "innere Präferenzen" (einschließlich der sexuellen) unklar und gestört. Meist besteht ein chronisches Gefühl innerer Leere. Die Neigung zu intensiven, aber unbeständigen Anstrengungen, nicht verlassen zu werden und zu Suiziddrohungen oder selbstschädigenden Handlungen (diese können auch ohne deutliche Auslöser vorkommen).
Mindestens drei der fünf eben erwähnten Kriterien des impulsiven Typus müssen vorliegen und zusätzlich mindestens zwei der folgenden Eigenschaften und Verhaltensweisen:
- Störungen und Unsicherheit bezüglich Selbstbild, Zielen und "inneren Präferenzen" (einschließlich sexueller);
- Neigung sich in intensive aber instabile Beziehungen einzulassen, oft mit der Folge von emotionalen Krisen;
- übertriebene Bemühungen, das Verlassenwerden zu vermeiden;
- wiederholt Drohungen oder Handlungen mit Selbstbeschädigung;
- anhaltende Gefühle von Leere.
Ein tief greifendes Muster von Instabilität in den zwischenmenschlichen Beziehungen, im Selbstbild und in den Affekten sowie deutliche Impulsivität. Der Beginn liegt im frühen Erwachsenenalter und manifestiert sich in verschiedenen Lebensbereichen.
Mindestens fünf der folgenden Kriterien müssen erfüllt sein:
- Verzweifeltes Bemühen, tatsächliches oder vermutetes Verlassenwerden zu vermeiden. Beachte: Hier werden keine suizidalen oder selbstverletzenden Handlungen berücksichtigt, die in Kriterium 5 enthalten sind.
- Ein Muster instabiler, aber intensiver zwischenmenschlicher Beziehungen, das durch einen Wechsel zwischen den Extremen der Idealisierung und Entwertung gekennzeichnet ist.
- Identitätsstörung: ausgeprägte und andauernde Instabilität des Selbstbildes oder der Selbstwahrnehmung.
- Impulsivität in mindestens zwei potentiell selbstschädigenden Bereichen (Geldausgaben, Sexualität, Substanzmißbrauch, rücksichtsloses Fahren, "Fressanfälle"). Beachte: Hier werden keine suizidalen oder selbstverletzenden Handlungen berücksichtigt, die in Kriterium 5 enthalten sind.
- Wiederholte suizidale Handlungen, Selbstmordandeutungen oder -drohungen oder Selbstverletzungsverhalten.
- Affektive Instabilität infolge einer ausgeprägten Reaktivität der Stimmung (z. B. hochgradige episodische Dysphorie, Reizbarkeit oder Angst, wobei diese Verstimmungen gewöhnlich einige Stunden und nur selten mehr als einige Tage andauern).
- Chronische Gefühle von Leere.
- Unangemessene, heftige Wut oder Schwierigkeiten, die Wut zu kontrollieren, (z. B. häufige Wutausbrüche, andauernde Wut, wiederholte körperliche Auseinandersetzungen).
- Vorübergehende, durch Belastungen ausgelöste paranoide Vorstellungen oder schwere dissoziative Symptome.
Siehe auch: http://www.sgipt.org/doceval/diag_k.htm
Borderline Ursachen
Obwohl die genauen Ursachen der Borderline-Persönlichkeits-Störung unbekannt sind, nimmt man heute an, dass es sowohl Umwelt- als auch genetische Faktoren gibt, die dazu führen können, dass sich eine BPS entwickelt. Studien zeigen, dass viele, aber nicht alle BPS-Patienten, eine Vorgeschichte mit traumatischen Erlebnissen ( z.b. Missbrauch, gestörten Beziehungen zu den Eltern, über- oder unterengagierte Eltern, Vernachlässigung oder Trennung im jungen Alter) aufweisen. Vieles spricht für die Annahme, dass bei der Manifestation einer BPS auch biologische Ursachen eine Rolle spielen, bzw., dass genetische Faktoren über Schwierigkeiten bei der Regulation/Verarbeitung von Gefühlen bestimmen und Betroffene somit anfälliger für schwere Traumatisierungen machen.
Das ambivalente Elternhaus spielt eine wichtige Rolle. Fast alle Betroffenen berichten über wenig fürsorgliche, wenig emotional unterstützende Eltern, die gleichzeitig diffuse Erziehungsstile und Überkontrolle anwenden.
Ebenfalls kommt körperliche Misshandlung häufig vor. 40 bis 71 Prozent der BPS-Patienten berichten von einem sexuellen Missbrauch, 37 - 64 Prozent von dauerhafter Trennung der Eltern durch Scheidung oder Verlust eines Elternteils.
Forscher glauben, dass BPS aus einer Kombination von individueller Verletzlichkeit gegenüber umgebenden Stress, Vernachlässigung oder Missbrauch als kleines Kind und einer Reihe von auslösenden Ereignissen im jungen Erwachsenenalter verursacht wird. Erwachsene mit BPS sind auch wesentlich häufiger Opfer von Gewalt, einschließlich Vergewaltigung und anderen Verbrechen. Dies mag sowohl durch schädigende Umgebungen sowie durch Impulsivität und eine ungünstige Partner- oder Lebensstilwahl bedingt sein.
Besonders ins Gewicht fällt, dass sich bei Borderline-Störungen immer nur einzelne Kriterien/Symptome voraussagen lassen, hingegen bei schizotypischer und ängstlich-vermeidender Persönlichkeit das Störungsbild. Daher ist es fraglich, inwiefern das Erziehungsstile Bindungsverhalten der Eltern überhaupt als Borderline-typisch gelten dürften.
Borderline Therapiemöglichkeiten
Für Menschen mit Borderline-Persönlichkeits-Störung und/oder Post-Traumatischer-Belastungsstörung gibt es eine ganze Reihe von verschiedenen Behandlungsansätze und Therapiemöglichkeiten. Die richtige Behandlung ist immer auf den einzelnen Menschen zugeschnitten und ist auch abhängig von der persönlichen Lebenssituation, sowie von der Ausprägung und dem Grad der Symptome. Weitere Informationen über Therapieformen erhalten Sie bei Ihrem Arzt oder Psychologen, beim sozialpsychologischen Dienst, sowie bei den Selbsthilfegruppen in Ihrer Umgebung.
Gruppen- und Einzelpsychotherapien sind für viele Patienten mit Borderline-Persönlichkeits-Störung zumindest teilweise erfolgreich. In jedem Falle ist eine spezifische, auf die vorliegende Störung ausgerichtete Psychotherapie effektiver als eine unspezifische „allgemeine Behandlung“.
Am Anfang der Therapie erkundet der Therapeut die Lebensgeschichte und die aktuelle Situation des Klienten. Er versucht herauszufinden, wodurch die Problematik verursacht und aufrechterhalten wird und wurde. Dann werden gemeinsam die Ziele der Behandlung definiert.
Die Verhaltenstherapie gilt heute als eines der wichtigsten psychotherapeutischen Verfahren. Es ist besonders für die Behandlung von Phobien, Depressionen und Abhängigkeiten geeignet. Der Begriff Verhaltenstherapie umfasst alle therapeutischen Verfahren, die auf eine Veränderung des Verhaltens abzielen. Unter Verhalten werden hier auch Gedanken und Körperreaktionen verstanden. Grundannahme der Verhaltenstherapie ist, dass die meisten Verhaltensweisen, auch die problematischen, gelernt worden sind. Der Klient soll lernen, störende und schädliche Verhaltensweisen durch passendere zu ersetzen oder auch neue Bewältigungsstrategien für sein Leben erwerben. Größtenteils konzentriert man sich nur darauf, das beobachtbare störende Verhalten zu beseitigen.
Die Behandlungsmöglichkeiten bei Borderline-Persönlichkeits-Störung und/oder PTBS haben sich in den letzten Jahren um einiges verbessert. In den letzten fünfzehn Jahren wurden zwei wichtige neue Behandlungsmethoden entwickelt: die DBT (Dialektisch-Behaviorale-Therapie) und die TFP (Transference-Focused-Psychotherapy: Übertragungsfokussierte Psychotherapie).
Die DBT wurde von der amerikanischen Psychotherapeutin Marsha Linehan, die selbst Borderline-Betroffene ist, entwickelt. Beide Verfahren, die DBT wie auch die TFP, messen der Beziehung zwischen Patienten und Therapeuten eine besondere Bedeutung bei; die DBT legte jedoch mehr Wert auf verhaltenstherapeutische Techniken und vertritt auch philosophische Elemente wie Achtsamkeit und Konstruktivismus, während die von dem amerikanischen Psychiater und Psychoanalytiker Otto F. Kernberg entwickelte TFP psychodynamisch orientiert ist und die Beziehungs- und Identitätsprobleme der Patienten in den Mittelpunkt der Behandlung stellt.
Auch NLP kann eine Behandlungsmöglichkeit bei BPS oder PTBS sein. NLP steht für Neuro-Linguistisches-Programmieren. Die Methode entstand in den 70er Jahren, als Richard Bandler (Sprachwissenschaftler) und John Grinder (Mathematiker), begeistert vom dem Erfolg verschiedener Therapeuten, untersuchten, welche Art der Kommunikation und Intervention in therapeutischen Sitzungen hinter dem Erfolg dieser Therapeuten steckt.
Hieraus entwickelten Grinder und Bandler die Modelle und Techniken des Neuro-Linguistischen-Programmierens. Es ist die Art des sprachlichen (linguistischen) Umganges, die beim Klienten zu neuen inneren Zuständen und Reaktionen führt (neurophysiologische Abspeicherung) und somit neue Verhaltensprogramme aktivieren kann. Ergänzt durch die neuesten Kenntnisse der Hirnforschung entstand eine sehr effektive Kommunikationsmethode, die seit Jahren immer erfolgreicher in den verschiedensten Kontexten eingesetzt wird. Nicht zuletzt im therapeutischen Bereich hat das NLP durch seine oft überraschend schnellen Veränderungsprozesse einen festen Platz erhalten. Es integriert hierzu unter anderem auch Techniken aus der Familien-, Gestalt- und Hypnosetherapie.
EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) ist eine Psychotherapiemethode, die von Dr. Francine Shapiro entwickelt wurde und sehr wirksam bei der Bearbeitung von Traumata ist.
Die Entwicklung der Methode EMDR begann mit einer Beobachtung von Frau Shapiro. Auf einem Spaziergang im Frühling 1987 bemerkte sie, wie einige stark belastende Gedanken plötzlich verschwanden bzw. nicht mehr so belastend waren, nachdem sie ihre Augen zufällig hin und her bewegt hatte. Aus dieser Erfahrung entwickelte sich das EMDR-Konzept. Während ein Patient sich auf ein belastendes Erlebnis konzentriert, verfolgen seine Augen die Handbewegungen des Therapeuten. Mittlerweile weiss man, dass auch Berührungen oder akustische Signale durch Stimulierung eine Verarbeitung bewirken.
EMDR ist gut integrierbar in die Behandlungspläne verschiedener Psychotherapieverfahren und gilt als ein sehr hilfreiches Verfahren zur Behandlung der posttraumatischen Belastungsstörung.
Bei grossem Leidensdruck, vor allem, wenn es zu einer akuten Krise kommt, kann eine medikamentöse Therapie zur Stabilisierung und zur raschen Verbesserung der Gesamtsituation notwendig sein.
Angewandt werden Antidepressiva und Stimmungsstabilisatoren, die bei depressiven und/oder labilen Stimmungen sinnvoll sind. Auch selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer werden häufig empfohlen.
Antipsychotische Medikamente (Neuroleptika) können - unter anderem bei Denkstörungen und Angstreduzierung - Besserung bringen; hier ist zu betonen, dass die modernen, sog. atypischen Neuroleptika den konventionellen Methoden (z.B. Tranquilizer, konventionelle Neuroleptika) vorzuziehen sind, da bei ersteren Nebenwirkungen seltener und vor allem (motorisch und kognitiv) weniger einschränkend sind - insbesondere müssen so genannte Spätdyskinesien, die nicht selten irreversibel sind, kaum befürchtet werden. Im Gegensatz zu Tranquilizern (Benzodiazepine) machen Neuroleptika nicht abhängig.