Genetische Befunde bei der Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS)

Zusammenfassung

Die Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist mit einer Prävalenz von 3-7% eine häufige kinder- und jugendpsychiatrische Störung. Auf der Basis formalgenetischer Studien ergibt sich eine Heritabilitätsschätzung von 60-80% für ADHS mit einem ca. 5-fach erhöhten Risiko für erstgradige Verwandte von Betroffenen. Bislang vier Genomscans lieferten potentiell relevante chromosomale Regionen, insbesondere den einheitlichen Kopplungsbefund auf 5p13. Aus einer Vielzahl von Assoziationsstudien zu Kandidatengenen deuten aktuelle Metaanalysen auf die Relevanz der Gene der dopaminergen Rezeptoren DRD4 und DRD5 sowie des serotonergen Rezeptors HTR1B und des Synaptosomal Assoziierten Proteins (SNAP-25). In Tiermodellen liegen vorwiegend Paradigmen für Hyperaktivität vor; diese sind in knockout- und Quantitative Trait Loci (QTL) Designs mit viel versprechenden Ergebnissen zum dopaminergen System untersucht worden. Es ist davon auszugehen, dass erst das Zusammenwirken verschiedener Gen-Varianten mit jeweils moderatem bis hin zu kleinem Effekt den Phänotyp ADHS bedingen (Oligo-/ Polygenie) und bei verschiedenen Betroffenen unterschiedliche Kombinationen von prädisponierenden Gen-Polymorphismen zu ADHS führen können. Entsprechend sind für molekulargenetische Studien große Fallzahlen notwendig und die bisherigen Befunde als vorläufig zu interpretieren. Zukunftsweisend für die molekulargenetische Aufklärung von ADHS sind SNP-basierte Genomscans, mit denen 10 000-1 000 000 einzelne Polymorphismen (SNPs) gleichzeitig untersucht werden können. Tiermodelle liefern Hinweise auf die Funktion relevanter Kandidatengene und tragen zur Erweiterung der bislang teilweise widersprüchlichen Kenntnisse zur Neurobiologie des ADHS bei.

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