Unterrichten von Kindern mit Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörungen

Zusammenfassung:

ADHS, ADS, ADHD, Hyperkinese, HKS, „Zappelphillippsyndrom“1 – eine Vielzahl vermeintlicher Synonyme und Akronyme kursiert für die wissenschaftlich eindeutig beschriebene Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung in den deutschen (Print-)Medien. Der populäre Journalismus sucht nach Ursachen für eine sich „wie eine Seuche“ (DER SPIEGEL 29/2002)auszubreitende psychische Störung und beschreibt meist Zutreffendes, Informatives, aber verbreitet auch populistische Annahmen. So wird ein verzerrtes Bild der Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung in die Öffentlichkeit getragen: Aufmerksamkeitsstörungen werden zu einer „seelische[n] Krankheit als Folge einer Pädagogik“ (DIE ZEIT 31/ 2002), mit dem „Ausmaß einer Epidemie, [denn] weltweit sind schätzungsweise zehn Millionen Kinder betroffen, in Deutschland 170 000 bis 350 000“ (DIE ZEIT 17/ 2003). Öffentlichkeitswirksamkeit und Präsenz des Themas können seriöse Aufklärung bedeuten und helfen, die Sensibilität im Umgang mit aufmerksamkeitsgestörten Kindern und Erwachsenen zu erhöhen – ganz im Sinne der Betroffenen und der Professionellen, die mit ihnen Zusammenarbeiten und sich wissenschaftlich mit der Störung beschäftigen. Doch publizierte Meinungen, die zu beweisen versuchen, dass „ADS (...) oft keine Störung und schon gar keine Krankheit [sei], (...) [sondern] die ADS-Kinder seien eher die typischen Kinder des Medienzeitalters“ (DIE ZEIT 17/ 2003) und „ADHS insgesamt ein Konstrukt ist“ (DER SPIEGEL 29/2002), scheinen eher das Gegenteil einer seriösen medialen Aufklärung über eine weltweit einheitlich zu diagnostizierende und klassifizierende Störung zu bewirken.

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Training sozialer Fertigkeiten für Kinder mit ADHS

Zusammenfassung.

Hintergrund: Zu den häufigsten Begleiterscheinungen einer ADHS gehören mangelnde soziale Kompetenzen. Erstmalig wurde im deutschsprachigen Raum ein Therapiekonzept zur Förderung sozialer Fertigkeiten entwickelt, das auf die spezifischen Defizite von Kindern mit ADHS abgestimmt ist. Methodik: In einem Zweigruppen-Prätest-Posttest-Design mit unbehandelter Wartekontrollgruppe wurden 40 Kinder im Alter zwischen 7 und 13 Jahren mit den Diagnosen F90.0, F90.1, F98.8 untersucht, davon waren 15 % Mädchen und 85 % Jungen. In Gruppen von 3 Personen nahmen sie an dem neu entwickelten 10-stündigen Trainingsprogramm TEAM teil. Zur Messung sozialer Kompetenz wurde der Erfassungsbogen sozialer Fertigkeiten für Eltern (ESF-E) eingesetzt. Darüber hinaus wurden Aufmerksamkeitsleistungen (FBB ADHS) und begleitende psychische Faktoren erfasst (SDQ).

Ergebnisse: Mittels MANOVAmit Messwiederholungsfaktor konnten signifikante Effekte des Trainings für nahezu alle soziale Fertigkeiten gezeigt werden. Uneinheitlich sind die Ergebnisse zu den verschiedenen Aufmerksamkeitskomponenten und den psychosozialen Begleitfaktoren. Die stärksten Effekte zeigten sich in den Bereichen: Konfliktmanagement, Emotionsregulation und Empathiefähigkeit.

Diskussion: Die Ergebnisse zeigen, dass die Durchführung des Trainings sozialer Fertigkeiten eine sinnvolle und effektive Ergänzung in der Therapie von Kindern mit ADHS darstellt. Die Überprüfung von Langzeiteffekten steht noch aus.

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Teilnahme am Straßenverkehr und Psychopathologie bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen

Zusammenfasssung.

Der Erwerb einer Fahrerlaubnis, die Teilnahme am Straßenverkehr als Mofafahrer, Motorradfahrer und insbesondere das Autofahren stellen in der Autonomieentwicklung vieler Jugendlicher und junger Erwachsener wichtige Schritte dar. Der Beitrag gibt eine Übersicht über Alters- und Entwicklungsgrenzen beim Erwerb von Fahrerlaubnissen, psychopathologische Einschränkungen der Fahrtauglichkeit und ihre Beurteilung. Dabei wird insbesondere auf jugendtypische, externalisierende Verhaltensstörungen, welche in der psychiatrischen Fahrtauglichkeitsliteratur eher wenig berücksichtigt werden, eingegangen. Abschließend wird eine Übersicht über die Folge von Medikamenteneinnahmen auf die Fahrtauglichkeit sowie die Gefahren kombinierter Medikamenten- oder Alkohol- bzw. Suchtmitteleinnahme hingewiesen. In der Behandlung und Psychoedukation von jugendlichen Patienten und jungen Erwachsenen stelltb die Teilnahme am Straßenverkehr, der Erwerb des Führerscheins etc. ein wichtiges Thema dar, welches behandelnde Ärzte unbedingt proaktiv aufgreifen sollten.

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Tabakkonsum bei Erwachsenen mit ADHS

Zusammenfassung

Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) zählt zu den häufigsten psychischen Störungen des Kindes- und Jugendalters [24]. Resultate aus Längsschnittstudien lassen vermuten, dass die ADHS bei einem bis zwei Drittel der betroffenen Jugendlichen als Teilsyndrom oder Vollbild ins Erwachsenenalter persistiert [15]. Aktuelle epidemiologische Studien [5] schätzen die Prävalenz der ADHS im Erwachsenenalter auf etwa 4%. ADHS-Patienten missbrauchen häufiger als  Nichtbetroffene  psychoaktive  Substanzen,  besonders  hoch  ist  der  Missbrauch von Tabak [22]. Untersuchungen über den Zusammenhang zwischen der ADHS und dem Tabakkonsum konnten nachweisen,  dass  der  Raucheranteil  bei ADHS-Patienten  höher  ist  als  der  Raucheranteil in der Allgemeinbevölkerung [7,  16].  Zudem  wiesen  täglich  rauchende  ADHS-Patienten  höhere  Tabakkonsumwerte  und  eine  stärkere  Nikotinabhängigkeit auf als Personen ohne ADHS und hatten in einem jüngeren Alter begonnen,  regelmäßig  zu  rauchen  [12,  13,
14,  15]

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Stressinduzierte Herabsetzung der Aufmerksamkeit

Zusammenfassung.

Theoretischer Hintergrund: Modelle zur Aufrechterhaltung des ADHS-Syndroms postulieren, dass die allgemeine Aufmerksamkeitsleistung und damit auch die Selbstaufmerksamkeit durch Stress vermindert werden kann.

Fragestellung: In der Studie wurde geprüft, ob sich dieser Effekt bereits bei Personen aus der gesunden Bevölkerung zeigt, dieeinen hohen Ausprägungsgrad an ADHS-ähnlicher Symptomatik aufweisen.

Methode: 84 Männer mit einem mittleren Altervon 23 Jahren wurden getestet. Die Stressinduktion erfolgte durch mentale Arithmetik aus dem Trier Sozial Stress-Test. Die Aufmerksamkeitsleistung wurde mit dem Frankfurter Aufmerksamkeitsinventar gemessen. Die Gruppierung der Probanden erfolgte durch Median-Split aufgrund der Selbstbeurteilungsskala aus den Homburger ADHS-Skalen für Erwachsene in solche mit hoher bzw. niedriger ADHS-Tendenz.

Ergebnisse: Bezüglich der Aufmerksamkeitsleistung zeigte sich der erwarteteInteraktionseffekt (Gruppierung × Bedingung) mit schlechterer Leistung nach Stress nur für Personen mit hoher ADHS-Tendenz (p < .002).

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse deuten auf den Nutzen der  Einbeziehung spezifischer stressbezogener Bausteine in Behandlungsprogramme für ADHS-Patienten hin.

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Störungen des Sozialverhaltens

Zusammenfassung.
Dieser Beitrag diskutiert die prädiktive Validität der allgemeinen Diagnosekriterien von Störungen des Sozialverhaltens nach ICD-10 und DSM-IV-TR. Dabei wird Bezug genommen auf aktuelle Befunde, die eine Phänotypisierung früh beginnender Störungen des Sozialverhaltens auf der Basis neurobiologischer und persönlichkeitsspezifischer Faktoren nahelegen. Untersuchungsergebnisse, die auf defizitäre neurobiologische Mechanismen aggressiven Verhaltens in Bezug auf Prozesse der Emotionswahrnehmung und Emotionsregulation hinweisen, werden dargestellt, wobei auch die Bedeutung möglicher mediierender Einflüsse früher psychosozialer Erfahrungen auf neurobiologische Funktionen erörtert wird. Die klinischen Implikationen für die Klassifikation, den Verlauf und die Behandlung von Störungen des Sozialverhaltens werden abschließend diskutiert.

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